Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist in die Weltspitze zurückgekehrt. Das darf man nach dem siebten Platz bei der WM vor einem Jahr in Katar und nach den couragierten Auftritten jetzt bei der EM in Polen voller Anerkennung behaupten. Acht Jahre nach dem vierten Platz bei der Europameisterschaft 2008 in Norwegen wirft sie wieder um Medaillen – und das ohne sieben verletzte Stammspieler. Dass die Dänen nur 20 Stunden nach ihrem umkämpften 28:28 gegen Schweden die entscheidende Begegnung um den Einzug ins Halbfinale zu bestreiten hatten – was erneut zeigt, wie weit sich die Funktionärskaste vom Sport entfernt hat –, mag den Deutschen in die Hände gespielt haben, es ändert nichts an der Wertschätzung dieser willensstarken Mannschaft.
Jung, dynamisch, erfolgreich.
Die überraschend schnelle Wiederauferstehung des deutschen Männerhandballs hat zwei Gründe: Da ist zuallererst Bundestrainer Dagur Sigurdsson zu nennen. Der Isländer hat das Team konsequent verjüngt, nie über den Ausfall eines Spielers geklagt, und er hat ein breites taktisches Repertoire einstudiert, das selbst Gegner der Güteklasse Dänemarks herausfordert. Auch die Bundesligavereine haben in bislang nicht gekannter Kooperation ihren Beitrag geleistet. Sie setzen, wohl auch dem Diktat der schwindenden Finanzen geschuldet, wieder stärker auf deutsche Talente, die endlich genau jene Einsatzzeiten erhalten, um sich auf höchstem Niveau weiterentwickeln zu können. Auch der HSV hatte zuletzt diesen Weg beschritten. Den Lohn dafür konnte er nicht mehr einfahren – die Nationalmannschaft kann es jetzt.