Die Stadt muss Wissenschaft und Forschung stärker fördern
Physik, Klimawissenschaften und Materialforschung in Hamburg stehen sogar im internationalen Vergleich gut da – diese Einschätzung des Wissenschaftsrats dürfen die beteiligten Forscher als großen Erfolg feiern, immerhin urteilt hier das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland.
Neu ist der Befund allerdings nicht; allein der Erfolg mit zwei Großprojekten bei der Bundesexzellenzinitiative vor drei Jahren, die Berufung etlicher Spitzenforscher und der beeindruckende Ausbau des Forschungscampus in Bahrenfeld deuteten an, dass insbesondere die MINT-Bereiche (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) noch von sich hören machen würden.
Gleichwohl hat die Hansestadt längst nicht so stark in Wissenschaft und Forschung investiert wie Regionen in Süddeutschland. Trotz vieler Erfolge ist das Bewusstsein dafür, dass Hamburg längst mehr ist als eine Kaufmannsmetropole, leider immer noch schwach ausgeprägt in der Stadt.
Die Studie des Wissenschaftsrats ist ein ungewöhnlich starker Weckruf, der nachhaltig wirken könnte: Hamburg muss sich endlich auch als Universitätsstadt und Metropole der Wissenschaft verstehen. Damit hätte die Stadt auch eine neue Vision nach Olympia – ein Projekt, das zwar nicht zu Begeisterungsstürmen führt, das jedoch ein starker Motor für Wachstum und Wohlstand sein kann.
Dazu würde allerdings auch gehören, dass die Hamburger Hochschulen eine bessere Grundfinanzierung bekommen. Denn bei dem vereinbarten Zuwachs bis 2020 steht zu befürchten, dass er durch steigende Personalkosten und die Inflation aufgefressen wird. Bedenklich ist auch, dass der im Bericht konstatierte „Sanierungsstau“ dem Rat zufolge Hamburg beim Werben um Forschungsgelder und Experten ins Hintertreffen geraten lässt.
Dabei haben die Hamburger Hochschulen – sofern sie stärker kooperieren – wohl gute Chancen in der nächsten Runde der Bundesexzellenzinitiative. Denn künftig werden Verbünde von Hochschulen wohl genauso Förderung erhalten können wie einzelne Unis. Zumindest in Sachen MINT kann sich Hamburg da Hoffnung machen.