Der Senat ist gut beraten, den Stellenwert der Vereine in der Stadt noch stärker zu würdigen

Michael Neumann ist ein Freund der Alliteration. Auch deshalb mag Hamburgs Sportsenator nach dem gescheiterten Olympiareferendum am 29. November die Losung eingefallen sein: Lurup statt Lima! In Perus Hauptstadt wird im September 2017 der Gastgeber der Sommerspiele 2024 gewählt, die auch einige Hamburger gerne ausgerichtet hätten. Ob nun der Blick der hiesigen Sportpolitik künftig nicht mehr über die Stadtgrenzen hinausgehen wird, sei dahingestellt, dennoch spricht nichts dagegen, sich verstärkt den vielfältigen Aufgaben vor Ort zu widmen. Es gibt genug zu tun: also Sportabzeichen statt Olympia. Auch das hat Neumann gesagt.

Nichts anderes war zunächst geplant, als der SPD-Senat im Sommer 2011 die Dekadenstrategie Sport beschloss, in der es in der Präambel hieß, Hamburg sollte 2020 in der Lage sein, sich für alle möglichen Wettbewerbe und Meisterschaften zu bewerben. Die Olympiakampagne kam demnach fünf Jahre zu früh. Die Bevölkerung hat diesen Vorstoß korrigiert, aus welchen Gründen auch immer. Eine grundsätzliche Absage an den Sport war es vermutlich nicht, neben unklarer Finanzierung eher ein Denkzettel in Richtung korrupter Sportverbände, die sich keiner Schandtat zu schade sind. Der im Dopingsumpf versunkene Leichtathletik-Weltverband liefert dafür gerade beredte Beispiele, nachdem der Fußballweltverband Fifa mit schlechtem Vorbild vorangegangen war.

Egal: Hamburgs Sport muss sich neu sortieren, manches, was durch Olympia möglich geworden wäre, wird es demnächst nicht geben. Da wären zu allererst jene rund 300 Millionen Euro, die für die Ertüchtigung von etwa 100 Sportstätten zu hochmodernen Trainingsstätten vorgesehen waren, um den Olympiateilnehmern in der Stadt adäquate Vorbereitungsmöglichkeiten zu bieten. Sie fallen nun weg.

Alle anderen Maßnahmen, Neubau und Instandsetzung von Schulturn­hallen, Errichtung von Plätzen mit Kunststoffbelag, Förderung der Sanierung vereinseigener Anlagen, werden wie geplant fortgesetzt. Dafür steht insgesamt ein dreistelliger Millionenbetrag weiter bereit. In vier Jahren wird Hamburg über mehr Sportflächen verfügen als heute, allein 81 Hallenfelder kommen bis Ende 2019 netto hinzu, 109 entstehen, 28 werden abgerissen oder aus der schulischen Nutzung genommen. Die Pleite der HSV-Handballer und das bevorstehende Ende der Volleyballerinnen des VT Aurubis sind wiederum nicht Folgen verfehlter Sportpolitik, sondern dem jahrelangen wirtschaftlichen wie sportlichen Missmanagement beider Clubs geschuldet.

Dass Bewegung für alle, von der Grundschule bis ins Seniorenheim, unabhängig von der Olympiaabsage ein zentrales Thema unserer alternden Gesellschaft bleiben muss, mit der Milliarden an Kosten im Gesundheitswesen gespart werden können, daran scheint es im Senat keinen Zweifel zu geben. Und was der Sport, die Vereine und ihre Mitglieder gerade in Zeiten wie diesen für die Integration leisten, haben Hamburger Clubs in den vergangenen Monaten eindrucksvoll bewiesen. Keine andere gesellschaftliche Gruppe, wird sie auch noch so stark alimentiert, war auf diesem Gebiet aktiver. An den Ausgaben für den Sport zu kürzen, sollte Bürgermeister Olaf Scholz daher nicht in den Sinn kommen. Bislang gibt es dafür auch keine Anzeichen. Sie maßvoll zu erhöhen wäre ein Zeichen, dass der Stellenwert des Sports für unser Gemeinwesen erkannt und gewürdigt wird.

Die acht Monate Olympiabewerbung haben Hamburg in der Welt signifikant bekannter gemacht. Immer mehr Menschen geben in Umfragen an, auch wegen des Sportangebots nach Hamburg kommen zu wollen. Die Stadt will daran festhalten, weiter hochwertige Veranstaltungen zu akquirieren und neue zu entwickeln. No sports? Nicht mit Hamburg! Die Sportbegeisterung hat nicht gelitten. Und ein bisschen Lima wäre doch prima fürs Klima.