Es war nur eine Frage der Zeit, dass die dunklen Seiten des Geschäftes mit internationalen Fußball-Wetten wieder einmal ein Thema werden. Es ist zwar kein Fall Hoyzer, der sich da jetzt offenbar in Side an der türkischen Riviera abgespielt hat. Erschreckend aber ist es allemal, dass irgendwo in Asien auffällig hohe Geldbeträge auf eine hohe Toranzahl bei einem Testspiel zwischen dem Drittligisten Wehen Wiesbaden und der zweiten Mannschaft von Borussia Mönchengladbach (3:1) gesetzt werden und der einheimische Schiedsrichter Ali Can Soudal jeder der beiden Mannschaften einen höchst kuriosen Elfmeter zuspricht. Es ist sicher ein Erfolg, dass dieser Vorgang dank des Einsatzes der Schweizer Firma Sportradar AG überhaupt auffällt und publik wird. Es ist jedoch zu befürchten, dass es etliche dieser Vorfälle gibt, die geheim bleiben.

Es wäre ein großes Verdienst, wenn der Weltfußballverband Fifa, sobald er seinen Selbstreinigungsprozess abgeschlossen und sich unter einem neuen Präsidenten wieder auf seine Aufgaben konzentriert, dieses Problem angeht. Schließlich ist es völlig absurd, auf irgendwelche Testspiele, in diesem Fall unterklassiger Mannschaften auf einem Trainingsplatz fern der Heimat mit einem Schiedsrichter, dessen Identität kaum zu überprüfen ist, zu wetten. Jeder weiß, dass diese Partien von den Trainern genutzt werden, um alles mögliche auszuprobieren. Die Lösung kann nur sein, Wetten nur für Pflichtspiele zu erlauben. Das schließt Manipulation nicht gänzlich aus – siehe Hoyzer – es würde den Wett-Wahnsinn aber immerhin eindämmen.