Der HSV könnte mit dem Trainer noch sehr lange arbeiten

Mit Bruno Labbadia hat der HSV schon mal alles falsch gemacht. Erst überwies der Bundesliga-Club im Sommer 2009 eine Million Euro Ablöse an Leverkusen, obwohl der Trainer dort längst auf der Abschussliste gestanden hatte. Das Vertrauen in seine Trainerqualitäten war groß, weshalb ihn der damalige Vorstand auch mit einem Dreijahresvertrag ausstattete. Im April 2010 war davon allerdings kaum noch etwas übrig geblieben, was eine Millionenabfindung zur Folge hatte.

Ein Grund für Labbadias Scheitern war damals das Fehlen eines Nachfolgers für den entnervt abgetretenen Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Dass dieser nun als Clubchef die Vertragsverlängerung mit Labbadia geräuschlos vollziehen konnte, überraschte niemanden mehr. Dabei ist genau das bemerkenswert für einen Club, der in der jüngeren Vergangenheit kaum eine Krisensituation ausgelassen hatte.

Wer sich jemals mit Labbadia unterhalten hat, der weiß, wie hoch die Identifikation des 49-Jährigen mit dem HSV ist. An seinen fachlichen Qualitäten als Fußballlehrer hat sowieso noch nie jemand gezweifelt. Um Konstanz auf dieser zentralen Position zu schaffen, hätte es also durchaus Argumente gegeben, ihn erneut mit einem längeren Vertrag an den Verein zu binden.

Dass der HSV mit Labbadia nur bis 2017 verlängerte, ist ein Indiz dafür, dass der Club dieses Mal mit dem HSV-Coach alles richtig macht. Die Zusammenarbeit verläuft so harmonisch, dass beide Seiten keinen Vertrauensbeweis in Form einer langen Laufzeit benötigen. Wirkte Labbadia früher verbissen, so hat er zuletzt bewiesen, dass er als Führungsperson gereift ist und gelassener an die Aufgaben herangeht. Viel spricht dafür, dass es ihm erstmals seit Ernst Happel gelingt, seinen (verlängerten) Vertrag auch zu erfüllen.

Für die Spieler ist Labbadias Verlängerung aber auch ein Signal: Erstens bemüht sich der HSV ernsthaft um Konstanz, zweitens lässt sich der Club aber auch die Option zur Veränderung offen, wenn sich die Dinge doch nicht wie gewünscht entwickeln. Ehrgeiz, Hartnäckigkeit, Erfolgswillen – genau das braucht der HSV nach den vielen Jahren des Niedergangs. Sich viel zu früh mit etwas zufrieden zu geben, daran krankte der HSV lange genug.