Man ist ja einiges gewohnt von der World Boxing Association (WBA). Das in Panama ansässige Unternehmen, einer der vier bedeutenden Weltverbände im Profiboxen, hat einen bemerkenswerten Ideenreichtum entwickelt, um durch das Erfinden neuer Titel immer mehr Lizenzgebühren kassieren zu können. So führt die WBA neben einem „normalen“ Weltmeister in jeder Gewichtsklasse auch noch einen Superchampion und einen Interimsweltmeister. Superchampion kann werden, wer seinen normalen Titel mindestens fünfmal verteidigt oder bei anderen Verbänden als Champion geführt wird. Man muss das nicht gut finden.

Richtig absurd wird es allerdings dann, wenn die WBA sich nicht einmal mehr an ihre eigenen Regeln hält. So stufte sie nach dem Aufstieg von Superchampion Andre Ward ins Halbschwergewicht den bisherigen regulären Weltmeister Fedor Chudinov zum Superchampion hoch, obwohl dieser seinen Titel nur einmal verteidigt hatte. Um die reguläre WM darf deshalb nun an diesem Sonnabend in Offenburg der bisherige Interimschampion Vincent Feigenbutz boxen.

Dass der 20-Jährige jetzt unverhofft jüngster deutscher Weltmeister aller Zeiten werden kann, mag für ihn ein schöner Zusatzanreiz sein. Wie ernst der Boxfan solche Ansetzungen allerdings nehmen darf, bleibt zu hinterfragen. Zu befürchten ist, dass sich angesichts einer solchen Willkür und Unübersichtlichkeit immer mehr Menschen vom Preisboxen abwenden – und die WBA den Sport kaputt macht.