Mittwochnachmittag teilte Tommy Haas seine Entscheidung seinen Fans per Facebook mit. Kein Start bei den Australian Open, die mehrfach operierte Schulter macht Probleme, kein Risiko eingehen. Die kommende Saison sei eine der wichtigsten seiner Karriere.

Das erstaunt dann doch. Zunächst. Haas ist schließlich 37 Jahre alt, und 2016 soll das letzte Jahr als Aktiver für den Vater von zwei kleinen Töchtern sein. Und dann lässt er ein Grand-Slam-Turnier aus?

Aber ja. Weil es ihm eben gar nicht mehr um Punkte und Ranglisten geht. Er stand dreimal in Melbourne im Halbfinale, was soll er noch beweisen? Zwei Wochen Plackerei bei einem Major mit Best-of-Five-Matches hält sein in 24 Jahren Leistungssport geschundener Körper wahrscheinlich ohnehin nicht aus. Nichts riskieren.

Zumal es, seien wir ehrlich, für die Zuschauer in Melbourne oder auch Paris irrelevant ist, ob Haas spielt oder nicht. Die Australier werden in diesem Jahr noch einmal Lleyton Hewitt feiern, der im Januar nach seinen 20. Australian Open zurücktreten wird.

Und Haas möchte ebenso Abschied nehmen von den Turnieren, den Stadien, den Fans, die ihm etwas bedeuten. Vor allem auch in Deutschland. Das erhöht die Chance, dass er auch noch einmal in Hamburg antritt, seinem Geburtsort, wo er 1997 mit dem Halbfinaleinzug seinen Durchbruch feierte. Wenn denn die Schulter hält, gäbe diese Abschiedstournee andererseits auch den deutschen Tennisfans die Chance, einen Weltklassespieler würdig zu verabschieden, den sie nach der surrealen Becker-Stich-Ära viel zu gering geschätzt hatten.

Also: nur nichts riskieren.