Die Verbände Fifa und Uefa brauchen mehr als neue Köpfe

Es war beinahe schon schmerzhaft, mit ansehen zu müssen, wie Joseph Blatter am Montag verzweifelt versuchte, die Scherben seiner Fifa-Karriere einzusammeln. Der Schweizer wollte partout nicht einsehen, dass seine Zeit beim Fußball-Weltverband abgelaufen ist, genau wie die von Michel Platini beim europäischen Pendant, der Uefa. Wer aber so das Vertrauen des Fußballs missbraucht, darf nie wieder ein Amt übernehmen. Insofern fallen die Sperren mit jeweils acht Jahren fast noch zu gering aus. Platini wäre mit 68 Jahren schließlich im besten Fifa-Funktionärsalter ...

Ohne Blatter und Platini wird jetzt alles besser – klingt plausibel, ist aber falsch. Fifa-Interimspräsident Issa Hayatou musste sich genauso gegen Korruptionsvorwürfe wehren, die Präsidenten der Verbände aus Südamerika und Nord- und Zentralamerika wurden wegen möglicher Bestechung im Dezember festgenommen, um nur einige aktuelle Beispiele zu nennen. Kriminalität, Geldwäsche und Bestechung (wie zum Beispiel bei der Vergabe von Weltmeisterschaften) – nichts anderes als ein stinkender Moloch ist die Fifa, in dem die Topfunktionäre ihrem eigentlichen Lieblingssport frönen durften: Millionensummen in die eigene Geldbörse umzulenken.

Wenn so viele Menschen der Versuchung des Geldes und der persönlichen Macht erliegen können, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass es überhaupt nichts bringen würde, einfach nur das Personal auszutauschen. Beide Verbände benötigen unabhängige, fußballferne Kontrollinstanzen, um sich einen Hauch an Glaubwürdigkeit zurückzuerobern – noch besser eine anerkannte Persönlichkeit, die über jeden Verdacht der Bereicherung steht und die anstehende Neustrukturierung überwacht. Transparenz ist ja ein häufig bemühtes Schlagwort, hierbei aber zwingend erforderlich.

Egal wer auch immer diesen Prozess begleitet: In der Agenda ganz oben sollte die Frage stehen, ob Verbände wie die Fifa oder die Uefa überhaupt solche Überväter noch brauchen, wie es Blatter und Platini waren. Kleine, kompetente Führungsteams hätten den Vorteil, dass sich die Gefahr von Egotrips verringern würde – und diese sich quasi selbst kontrollieren könnten.