Bei der Gefängnis-Kooperation darf es nicht nur ums Geld gehen

Einen Nordstaat gibt es zwar noch nicht, aber dennoch sind die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein bei vielen Projekten und Vorhaben eng miteinander verbunden. Allein in den vergangenen sieben Tagen wurde dies ein ums andere Mal offensichtlich. Etwa beim Rettungspaket für die HSH Nordbank oder der Sanierung und Erneuerung der Autobahn 7. Nun haben die beiden Nordländer sich geeinigt, eine enge Kooperation im Strafvollzug zu prüfen. Es wird interessant sein zu beobachten, wie es ausgerechnet einem Grünen-Justizsenator, Till Steffen, gelingt, den Spagat zwischen dem eigenen Kernanliegen Resozialisierung und Einsparungen in Zeiten der Schuldenbremse hinzubekommen.

Auf den ersten Blick ist der Plan einer Zusammenarbeit beim Jugend- und Frauenstrafvollzug durchaus sinnvoll. Die Zahl der Gefangenen sinkt von Jahr zu Jahr. Der Aufwand für den Betrieb eines Gefängnisses ist groß. Hinzu kommt, dass das Gefängnis Hahnöfersand, in dem weibliche und jugendliche Strafgefangene untergebracht sind, baufällig ist. Die Justizbehörde beziffert den Sanierungsbedarf auf 16,5 Millionen Euro – Tendenz steigend. Eine Schließung würde also eine Menge Geld sparen. Der Plan: Hamburg bringt die weiblichen Gefangenen aus Schleswig-Holstein in Billwerder unter und der nördliche Nachbar die Hamburger Jugendlichen in Neumünster und Schleswig.

Auf den zweiten Blick aber darf es nicht nur um den Synergieeffekt gehen. Denn es stellt sich die Frage, ob die beiden Nordländer mit gemeinsamen Gefängnissen dem Resozialisierungsgedanken gerecht werden können. Der Kontakt der Jugendlichen zu ihrem familiären Umfeld ist unerlässlich auf dem Weg in eine hoffentlich straffreie Zukunft. Und Neumünster und Schleswig liegen nicht gerade um die Ecke. Gleiches gilt aber auch für Hahnöfersand. Es stellt sich sogar die Frage, ob die Elbhalbinsel bislang der richtige Standort war. Kurzum: Eine Kooperation zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein ist nur sinnvoll mit einem richtigen Konzept. Das gilt es jetzt zu erarbeiten. Denn eines darf am Ende nicht passieren: dass Hamburg ein weiteres Gefängnis baut.