Man kann Tyson Fury seine saudummen Sprüche über die Rollen der Frau („Gehört in die Küche oder auf den Rücken“) genauso vorwerfen wie seine krude Meinung zu Homosexualität („Gehört verboten wie Pädophilie“). Eins jedoch hat sich der Brite, der seit seinem Punktsieg über Wladimir Klitschko am 28. November der neue Herrscher des Schwergewichtsboxens ist, bewahrt: Er ist ein gnadenlos guter Verkäufer seiner selbst, der auf Kosten anderer, aber auch des eigenen Images Werbung für den für Frühjahr 2016 geplanten Rückkampf mit dem Ukrainer betreibt. Dass jetzt sogar die Polizei wegen seiner homophoben Äußerungen ermittelt, dürfte das Interesse an dem Megafight kaum schmälern.

Da ist es auch vollkommen egal, dass mit der International Boxing Federation (IBF) nun einer der drei Weltverbände, deren Titel Fury Klitschko abknöpfte, dem Briten den Gürtel entzog, weil er das Rematch einer weniger lukrativen Pflichtverteidigung gegen den unbesiegten Ukrainer Wja­tscheslaw Glazkov vorzieht. Die meisten Boxfans haben sowieso die Nase voll von der Flut an Titeln, sie wollen in jeder Gewichtsklasse am liebsten nur einen Weltmeister sehen.

Dass es im Rückkampf nur um die Titel von WBA und WBO gehen wird, ist einzig für Klitschko eine schlechte Nachricht. Immerhin wollte der Wahl-Hamburger seine Karriere eigentlich als Champion aller vier bedeutenden Weltverbände beenden. Der verlängerte Weg dorthin führt nun über mindestens zwei weitere Weltmeister. Aber zunächst einmal muss er ja sowieso Tyson Fury besiegen ...