Eine Glosse von Nico Binde
Er hatte sie alle: „Die Hand Gottes“ (Diego Armando Maradona), „Tante Käthe“ (Rudi Völler) und natürlich „Die Walz aus der Pfalz“ (Hans-Peter Briegel). Der Eimsbüttler Künstler Tobias Emskötter malt neben viel Getier vor allem die Großen des Weltfußballs. Gern zur Blüte ihrer Schaffenszeit, weshalb der unvergessene Andreas Brehme sein unvergessen blondes Haupthaar auf seinem Porträt im Atelier am Heußweg vorne immer noch unvergessen kurz und hinten unvergessen lang tragen darf. In Öl auf Leinwand, 50 mal 60 Zentimeter, 650 Euro. 650 Euro kosten so gut wie alle Fußballerbilder bei Emskötter. Doch seit im Weltfußball nichts mehr so ist wie es noch nie war, setzt auch die Fanbasis in Eimsbüttel Zeichen. Resultat: Das Ölporträt von Franz Beckenbauer gibt’s jetzt zum Wut- und Schnäppchenpreis: „Wegen Kaiserdämmerung nur 550,-“. Humorbombe, klar. Und doch rutscht die Lichtgestalt des deutschen Fußballs nun auch als Kunst- und Anlageobjekt in die Krise.
Einen ähnlichen Preissturz erlebten zuletzt Radierungen von Erich Honecker. Wobei sich der Wert eines Kunstwerks üblicherweise nicht am dargestellten Objekt bemisst. Der Kunstmarkt, ein 43-Milliarden-Euro-Geschäft, wird auch nur von Angebot und Nachfrage bestimmt. Insofern kann der jetzt erworbene „Billige Beckenbauer“ vielleicht irgendwann doch noch als Wertanlage durch die Decke gehen. Spätestens wenn Gemäldegalerien nach dem „Schweigenden Kaiser“ suchen. Also besser: Kaufen! Jetzt!