Der Hafen braucht dringend Strategien zum Überleben
Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), bedeutendster Umschlagsbetrieb und Motor des Hamburger Hafens, gerät in Schieflage. Das Unternehmen macht zwar gute Gewinne mit dem Transport von Containern per Bahn, aber vorne an der Kaikante liefern die Schiffe immer weniger Container an, die die HHLA im Hinterland weiter befördern kann. So meldete die HHLA am Donnerstag sinkende Gewinne. Einen zweistelligen Rückgang beim Containerumschlag kann man auch als „dramatisch“ bezeichnen.
Am Tag zuvor hatte Hapag-Lloyd, Hamburgs bedeutendstes Schifffahrtsunternehmen, ebenfalls sinkende Gewinne gemeldet. Die Konkurrenz ist hart und der Containertransport auf den Weltmeeren angesichts niedriger Frachtraten kaum mehr auskömmlich. Knapp drei Wochen ist es zudem her, dass die Aufspaltung der HSH Nordbank beschlossen wurde. Hamburgs bis dato wichtigster Schiffsfinanzierer soll diesen Zweig aufgeben und sich auf lukrativere Geschäftsfelder stützen. Die Reeder warnen jetzt davor, dass die deutsche Flotte sinkt und die Kompetenz ins Ausland abwandert.
Alle drei Vorgänge sind für sich betrachtet unauffällig – und in ihren Ursachen leicht zu begründen. Zusammengenommen erzeugen sie aber ein großes Unbehagen: Wenn drei systemische Bestandteile der maritimen Wirtschaft Hamburgs in die Krise rutschen, dann droht der ganze maritime Standort zu kippen. Hat Hamburg bisher die Folgen der seit sieben Jahren anhaltenden Schifffahrtskrise nur in abgemilderter Form gespürt, greifen sie nun offenbar brachial in das Wirtschaftsgefüge an der Elbe ein.
Jetzt könnte der Senat einen guten Hafensenator gebrauchen. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) wäre ein guter Hafensenator, weil er sich exzellent in der Branche auskennt. Er ist aber auch Senator für Verkehr und muss das ehrgeizigste Busprogramm seit Jahrzehnten sowie einen groß angelegten Ausbau der Autobahn 7 koordinieren. Horch ist auch Senator für Innovation und muss High-tech-Unternehmungen fördern. Und er ist zu einem erheblichen Teil für die Olympia-Planungen verantwortlich. Wer entwickelt jetzt im Senat Strategien für den Hafen? Niemand.