Was haben sie auf ihn eingedroschen, die Weisen des deutschen Fußballs. Mannschaft und Verein habe er im Stich gelassen, sich aus der Verantwortung gestohlen – so oder ähnlich klang es, als Lucien Favre am 20. September sein Amt als Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach zur Verfügung stellte, nachdem der Champions-League-Teilnehmer die ersten fünf Bundesligaspiele allesamt verloren hatte.

Sechs Wochen – und sechs Bundesligasiege in Folge unter Nachfolger André Schubert – später ist es an der Zeit, die Tat des Schweizers als das einzuordnen, was sie war: ein mutiger und richtiger Schritt, der Hochachtung verdient und keine Häme. Denn dass Schubert, 2011/12 beim FC St. Pauli in der Verantwortung, den 1986 von Willi Entenmann mit Stuttgart aufgestellten Startrekord für Bundesligatrainer einstellen konnte, ist zu großen Teilen natürlich das Verdienst von Favre. Mit Sportdirektor Max Eberl baute er eine Mannschaft auf und schulte sie taktisch so gut, dass sie zu Recht den Weg vom Abstiegskandidaten zum Königsklassenteilnehmer ging.

Favre, der als extrem kopfgesteuerter Mensch gilt und deshalb in die Schublade der Zauderer einsortiert wurde, hatte verstanden, dass er das Problem war und die Blockade im Team nur durch seinen Abgang gelöst werden konnte. Anders als viele Trainer, die sich feuern und danach abfinden lassen, hatte er die Größe, die nötige Konsequenz selbst zu ziehen. Eine Konsequenz, die kein Im-Stich-lassen war, sondern die Wende zum Guten. Dafür gebührt ihm großer Respekt.