Produktion bei Airbus auf Finkenwerder wird ausgebaut – wichtig für die ganze Wirtschaft

Was war das für eine Aufregung, für ein Gerichtsmarathon. Damals zu Beginn des neuen Jahrtausends, als die Stadt Hamburg einen langen Atem haben musste, um eine Teilfläche des Mühlenberger Lochs vor Finkenwerder zuschütten zu dürfen. Heute muss man ohne Zweifel feststellen: Zum Glück hat sich die Stadt gegen die Bedenken von Naturschützern durchgesetzt. Denn nur weil Hamburg damals eine 170 Hektar große Wasserfläche mit Sand aufgefüllt hat, ist Airbus in Hamburg geblieben und zu einem der Jobmotoren in der Stadt geworden. Denn ohne die zusätzliche Werksfläche hätte der Flugzeugbauer sich mit Sicherheit einen neuen Standort für seine Produktionsstätte gesucht, und in Hamburg gäbe es heute – inklusive der Zulieferer – rund 20.000 Jobs weniger. Dass Hamburgs größter Arbeitgeber nun mit der vierten Endmontagelinie für die A320-Familie den Standort an der Elbe weiter stärkt, ist eine zusätzliche Bestätigung für alle, die sich vor mehr als einer Dekade vehement für die Werkserweiterung stark gemacht haben.

Man muss den Wandel der Hamburger Wirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten begreifen, um die Wichtigkeit des Flugzeugherstellers für die Stadt richtig einordnen zu können. Gerade im industriellen Bereich musste Hamburg einen immensen Wandel verkraften. Der einst so dominante Schiffbau lebt heute mehr in der Erinnerung als in der Realität. Mit Blohm + Voss ist nur noch eine Großwerft in der Stadt. Viele andere mussten wegen der billigen asiatischen Konkurrenz auf­geben. Auch im klassischen Maschinenbau und in der Grundstoffindustrie, zu der Unternehmen wie die Stahl­werke gehören, konnte die Stadt keine nennenswerten Zuwächse verzeichnen. Dabei ist klar: Eine Wirtschaftsmetropole ohne eine starke Industrie geht einen riskanten Weg. Denn für langfristigen Erfolg bedarf es einer breit gefächerten Branchenmischung. Nur auf Dienstleistungen wie Tourismus, Einzelhandel und Logistik zu setzen ist für Hamburg auf Dauer zu wenig.

Die Flugzeugwerft auf Finken­werder hat quasi die ehemaligen Schiffswerften in der Stadt abgelöst, vielen hoch qualifizierten Beschäftigten eine Heimat gegeben – und zwar langfristig. Deshalb ist der Ausbau der A320-Produktion so wichtig für die Freie und Flugzeugstadt Hamburg. Allerdings hat Airbus mit seinem wirtschaftlichen Bedeutungsgewinn auch erheblich mehr Verantwortung übernommen – für die Beschäftigten, ihre Familien, die Wirtschaft in der Stadt insgesamt. Und mit Blick auf den Wandel in der Branche – hin zu sparsameren Flugzeugen – steuert das Unternehmen in keine einfache Zukunft.

Der einst als Heilsbringer gefeierte A380 wird zum Auslaufmodell, im Jahr 2015 gibt es noch keine einzige zusätzliche Bestellung für den Riesenjet. So konzentrieren sich die Hoffnungen des Flugzeugbauers für die Zukunft vor allem auf die modernen Flieger der A320-Familie und den sparsamen Langstrecken-Jet A350. Die Hamburger Beschäftigten arbeiten überall mit, doch beim europäischen Airbus-Konzern findet – allein schon aus politischen Gründen – ständig ein harter Kampf um Arbeitsplätze zwischen den verschiedenen Produktionsstandorten statt. So wird Hamburg nun Teile der Arbeiten an der Innenausstattung an Toulouse verlieren, weshalb sich der positive Arbeitsplatzeffekt für Finkenwerder mit der neuen Endmontagelinie in Grenzen halten dürfte.

Das Bekenntnis von Airbus zum Hamburger Standort ist dennoch ein unzweideutiges. In Zeiten, in denen industrielle Arbeitsplätze immer rarer werden, sichert der Konzern Tausende Produktionsjobs auf Finkenwerder – hoffentlich für einen langen Zeitraum.

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