Die Kostenplanung für den Betrieb der Elbphilharmonie war überfällig.

Im Bereich der Kulturpolitik ist die Stadt Hamburg nicht nur tätig, sondern auch lernfähig.

Das lassen wir jetzt einen Moment sacken, staunen und freuen uns, denn dieser Satz mitsamt seiner Bedeutung ist in der „Musikmetropole“ alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Gerade einmal zehn Jahre ist es her, dass der Senat der Freien und Hansestadt in seiner oft sehr unergründlichen Weisheit Geld ausgab, um die ersten hauseigenen „m-Konzerte“ der Laeiszhalle zu unterstützen. Im Rest der Kulturnation Deutschland wurden damals schon längst regelmäßig siebenstellige Beträge in die Spielzeiten von Konzerthäusern investiert, weil man akzeptiert, dass dieses Geld gesamtgesellschaftlich auszugeben sei, um Menschen mit dem Kulturgut ­Musik in Berührung zu bringen und zu halten. Die Laeiszhalle jedoch war kaum mehr als eine stuckgespickte Mietbude. Ohne eigenes Profil. Ohne eigenes Spielgeld. Aber wenigstens mit toller Akustik und enormer Historie.

Wann endlich die Pointe kommt? Jetzt: 2005 gewährte die Stadt dem Chef der Laeiszhalle für eine gesamte Saison lächerliche, peinliche, entlarvende 35.000 Euro Zuschuss. Etwas zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben und erst recht zum Glänzen jenseits des HVV-Fahrplans. Viel mehr als gut gemeintes Blamieren auf zu niedrigem Niveau war damit für hiesige Kulturpolitik nicht drin. So wurde das nichts mit dem Drang nach Exzellenz.

Es war einmal. Die hiesige Politik hat aus ihren Fehlern gelernt und dabei etliche Millionen Lehrgeld gezahlt. Auf den ersten Blick könnte man glauben, dass die Zahlen für den Betrieb der Elbphilharmonie nach sehr, wirklich sehr viel Geld aussehen: Sechs Millionen Euro „struktureller Zuschuss“ als Sockel. Eine ordentliche Extraportion als Anschubfinanzierung der hoffentlich spektakulären Eröffnungsphase. Weitere fünf Millionen Euro als Einmalzahlung, um die noch zu schließende Lücke im Spenden- und Sponsoringbereich mit Bordmitteln zu verringern, bis der Idealzustand von 7,2 Millionen Euro pro Saison aus eigener Kraft erreicht ist. Dazu branchenübliche Mietpreise für den Großen Saal auf dem Kaispeicher, in denen der Wow-Effekt eingepreist ist, aber ebenso die Prognose, dass er in den ersten Spielzeiten sehr einfach zu füllen sein wird, weil sehr viele dort vor allem staunen wollen, statt ausschließlich zu hören. Oma Kasupke könnte ankündigen, dort lausig auf ihrem Lieblingskamm blasen zu wollen, und der Große Saal wäre sicher trotzdem gut gefüllt.

Doch der erste Blick auf die frischen Zahlen trügt gewaltig: Dieses Konstrukt, für das es wegen der Einmaligkeit dieses Konzerthauses weltweit keine Vergleichsgrößen gibt, hat schon deswegen seine Berechtigung, weil es die Verantwortlichen in Elbphilharmonie und Laeisz­halle nicht aus ihrer Verantwortung entlässt, sich nur bequem auf die Stadt zu verlassen. Gleichzeitig ist – offenkundig miteinander und nicht mehr wie früher gegeneinander – ermittelt worden, wie viel Geld notwendig ist, um das Unikat Elbphilharmonie auf sehr hohem Niveau zu bespielen und zu betreiben, ohne ständig jeden Euro umzudrehen.

Es geht dabei nicht ums Prassen, sondern ums Niveau. Hunderttausenden von Besuchern aus aller Welt kann man auf Dauer nicht mit Regionalliga-Sortiment auf der Bühne und Stadthallen-Service auf der Plaza kommen. Qualität hat ihren Preis. Das war beim Bau der Elbphilharmonie so und hat einmal gekostet. Das wird auch bei ihrem Betrieb so sein, und es wird Jahr für Jahr so bleiben. Das Gute daran, wenn man den „Wert“ von Kultur partout in Zahlen messen und bewerten will: Sie wird der Stadt dort Jahr für Jahr viel mehr bringen, als sie „kostet“.