Stefan Effenbergs Wirken als Leitwolf ist unvergessen. Wie er als dreitagebärtiges Raubein in der Champions League den heiligen David (Beckham) umsenste und ihm den Handschlag verweigerte – frech. Oder als er ManU-Legende Roy Keane anrempelte. Wow. Jeder sollte sehen, wer auf dem Platz das Sagen hatte: nur ich, der Effe.

Ja schon, Effenberg hat durch seine Erfolge einen kleinen Vertrauensbonus bei den Paderborner Spielern, und dass ihm Führungsaufgaben liegen, hat er als Profi hinlänglich bewiesen. Es wäre verwunderlich, könnte der 47-Jährige den verunsicherten Ostwestfalen nicht neue Motivation und Begeisterung einhauchen. Langfristig holt sich ein Trainer die nötige Autorität bei seiner Mannschaft, aber längst nicht mehr über schwungvolle Reden, sondern durch professionelles Arbeiten und planvolles Eingreifen während eines Spiels und vor allem nach einer verlorenen Partie.

Eine lieb gewordene Lust der Medien ist es, Fußballgranden wahlweise beim Aufstieg oder beim Fall intensiv zu begleiten. Effenbergs Risiko bei seiner ersten Trainerstation ist es nicht, falsche Entscheidungen zu treffen. Fehler gehören dazu. Sein Problem ist, dass sein Handeln unter dem Brennglas der Öffentlichkeit stattfindet. Wer auch abseits des Rasens häufiger mal Schlagzeilen produziert hat, läuft Gefahr, im Fußballbereich nicht gerecht beurteilt und schnell in eine Schublade gesteckt zu werden. Ein schwerer Kampf für Trainer und Verein und einer der Hauptgründe, warum ein Lothar Matthäus in Deutschland wohl nie mehr eine Chance erhält.