Was das Hamburger Friedensgebet am Freitag in der Flüchtlingskrise bewirken kann

Es ist kaum abzuschätzen, wie die Migrationswelle das Land verändern wird. Der Bundespräsident nannte die Ankunft so vieler Flüchtlinge in Deutschland zurecht ein epochales Ereignis, „dessen Ausmaß und Tragweite wir noch schwer erfassen können“.

Was die Hamburger beispielhaft diesen Menschen entgegenbringen, ist nicht nur die von US-Präsident Obama gelobte Willkommenskultur. Vor allem ist es ein Vertrauensvorschuss – die gelebte Hoffnung, dass die Flüchtlinge das hohe Maß an Freiheit hierzulande wirklich zu schätzen wissen. Und dass sie bereit sind, auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung Fuß zu fassen.

Klar ist, dass eine so große Zahl von Migranten Deutschland politisch, kulturell und religiös verändern wird. Zwar sind unter den Flüchtlingen viele christliche Syrer, die das spirituelle Leben in den Gemeinden beflügeln könnten. Aber auch die muslimischen Vereine dürften enormen Zuwachs erhalten. Schon jetzt malen Rechtskonservative das Schreckensszenario, dass eines Tages in einigen deutschen Regionen die Scharia, das islamische Rechtssystem, herrschen könnte.

So überzogen dieser Gedanke ist, birgt er doch den berechtigten Hinweis darauf: Die freiheitlich-demokratische Grundordnung mit dem säkularen, aber von christlichen Werten geprägten Staat muss verteidigt werden. Wohl keiner von uns will sich – nach der Epoche der Aufklärung und zwei Diktaturen – einem islamischen „Gottesstaat“ unterwerfen. Und damit geradewegs wieder im Mittelalter landen.

Gleichwohl schadet es nicht, dass jene Flüchtlinge, die bislang in Diktaturen lebten, politische Bildung und damit „Lehrstunden in Demokratie“ erhalten. Und wer als Deutscher dennoch Angst vor „Überfremdung“ hat, sollte sich fragen, wie er es mit dem Christentum hält, auf dem die Werte Europas basieren. Gerade jetzt scheint es sinnvoll zu sein, das aufgeklärte Christentum zu stärken. Denn wer selbst ein klares religiöses Profil hat, braucht sich vor dem vermeintlich Fremden nicht zu fürchten.

Das Friedensgebet der Weltreligionen am Freitag in Hamburg wird ein Signal des angstfreien Dialogs senden.