Alles ein Verdienst des Trainers. Bruno Labbadia trifft den richtigen Ton, er reißt alle mit, er lebt vor, wie sich ein Profi zu verhalten hat.

Der HSV ist wieder da. Platz sechs nach sechs Spieltagen, zwei Auswärtspartien in Folge gewonnen, dreimal hintereinander ohne Gegentor geblieben – es darf endlich einmal von einer ruhigeren und viel besseren Saison geträumt werden. Dass die Rothosen, so wie es den Anschein hat, in dieser Spielzeit eventuell nichts mit der Abstiegszone zu tun haben werden, ist beileibe kein Zufall. Und es ist an der Zeit, ein kleines Lob auszusprechen.

An dieser Stelle ist der HSV besonders in den vergangenen beiden Jahren oft genug sachlich kritisiert worden, weil das, was im Volkspark als Erstliga-Fußball angeboten und verkauft worden war, keineswegs erstligareif war. Jetzt aber fruchten offenbar die ersten Maßnahmen, die eingeleitet wurden, um endlich einmal weiter als bis Relegations-Platz 16 zu blicken. Die HSV-Führung kann erstmalig aufatmen, dem Dauer-Patienten geht es besser.

Dabei hatte die Saison noch holprig und unruhig begonnen. Von den ursprünglich „Aussortierten“ wurden Ivo Ilicevic und Gojko Kacar,„begnadigt“. Die Verstärkungen, die der Club verpflichtete, wurden von Fans und Experten vielfach belächelt; in der ersten Pokalrunde gab es in Jena eine Pleite, die alles sofort infrage stellte. Dazu gesellte sich der ungünstige Spielplan: Zum Start nach München, dann zweimal auswärts. Die herbe 0:5-Abfuhr gegen den FC Bayern ließ nur einen Schluss zu: wieder nur Abstiegskampf.

Hinzu kam die bis heute ungeklärte Rucksackaffäre, sportlich der immer noch unmögliche Elfmeterpfiff gegen den HSV in Köln – es sah wirklich nicht gut aus. Doch zuletzt gab es in drei Partien sieben Punkte. Der HSV ließ und lässt aufhorchen. Endlich positiv.

Weil vieles richtig gemacht wird: Trotz aller Widrigkeiten bewahrte der Vorstand Ruhe, und vom Aufsichtsrat drang nichts nach außen. Hinter den Kulissen der HSV-AG wurde trotz der Rückschläge immer mit 100 Prozent gearbeitet. Und Sportchef Peter Knäbel, wegen der verlorenen Spieler-Verträge (im Rucksack) in der Republik hart attackiert, wurde aus dem Fokus der Öffentlichkeit gezogen – es sprach in den vergangenen Wochen stets nur einer, wenn es um die HSV-Belange ging: Bruno Labbadia. Der Trainer genießt seit seiner großartigen Rettungstat im Sommer einen erstklassigen Ruf, ihm vertrauen sie zu Recht alle: Spieler, Fans, Verantwortliche.

Inzwischen steht wohl auch fest, dass die Verpflichtungen des Sommers keineswegs schlecht oder nur mittelmäßig waren. Emir Spahic ist ein Volltreffer, Aaron Hunt ebenfalls, der Schwede Albin Ekdal ist auf dem Weg dorthin, Michael Gregoritsch ist ein großes Talent, Sven Schipplock ein Stürmer, der seinen Wert für den HSV noch beweisen wird, der Japaner Gotoku Sakai ist eine Alternative für die Defensive und hat immerhin der Konkurrenz Beine gemacht, und Batuhan Altintas wird zugetraut, dass er noch in dieser Spielzeit eine gute Rolle im HSV-Team spielen wird.

Mit der Verpflichtung dieser Spieler sind jene Profis, die in Hamburg bislang kaum einmal überzeugen konnten, endlich aufgewacht – sie steigern sich in kleinen Schritten. Der HSV hat sich sportlich verbessert, keine Frage, es wird gelaufen und gekämpft, der Alibi-Fußball wurde abgeschafft, der Rückwärts-Fußball eingestellt. Inzwischen wird mit Tempo gespielt, die Defensive geht konzentriert zu Werke, das Mittelfeld produziert Ideen und überzeugt mit starker Technik, und vorne erfährt die einzige Spitze endlich viel mehr Unterstützung.

Alles ein Verdienst des Trainers. Bruno Labbadia trifft den richtigen Ton, er reißt alle mit, er lebt es seinen Spielern vor, wie sich ein Profi zu verhalten hat. Und im Umgang mit dem gesamten Team gibt er sich souverän – er ist zum größten Hoffnungsträger des HSV geworden. Ganz sicher wird es auch wieder einmal Rückschläge geben, vielleicht schon morgen gegen Schalke 04, dennoch sollten alle diejenigen, die es gut mit dem HSV meinen, alles dafür geben, dass es mit dem Club kontinuierlich bergauf geht. Labbadia macht es vor, er stärkt seine Spieler, schenkt ihnen sein Vertrauen. Zur Nachahmung an alle empfohlen. Es ist der beste Weg.

Die HSV-Kolumne Matz ab erscheint auch täglich im Internet unter www. abendblatt.de/matz-ab.