Olympische Spiele und die Flüchtlingsfrage: Hamburg zeigt wahre Weltoffenheit

Endlich geht es weiter: Nachdem es um die Vorbereitungen der Hamburger Olympiabewerbung etwas ruhiger geworden war, weil nach dem Erfolg gegen Berlin Organisationsstrukturen aufgebaut werden mussten, hat gestern eine neue Phase begonnen. Das nächste Etappenziel ist der 29. November, der Tag des Referendums über die Spiele in der Hansestadt. Das Ziel ist klar: Je größer die Zustimmung, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Hamburg und damit Deutschland den Wettbewerb gegen Gegner wie Paris, Los Angeles oder Rom besteht.

Wie schon im internen deutschen Duell wird es darauf ankommen, der Olympiabegeisterung in Hamburg Gesichter zu geben, Bilder genauso sprechen zu lassen wie Fakten. Und wirklich jedem klarzumachen: Die Hamburger wollen Olympische Spiele, aber die werden anders sein als bisher. Kompakt, seriös, nachhaltig, vernünftig – so, wie man hier in der Hansestadt normalerweise eben ist.

Das ist im Übrigen auch der Charme der Hamburger Bewerbung, über die der eine oder andere ja angesichts der scheinbar übergroßen Konkurrenten Paris und L.A. lächelt. Das Internationale Olympische Komitee wird sich nicht zwischen verschiedenen Städten, sondern grundlegend unterschiedlichen Konzepten entscheiden müssen – und damit zeigen, in welche Richtung es das größte Sportereignis der Welt entwickeln will. Was Olympische Spiele für Hamburg im Großen wie im Kleinen bedeuten würden, wird man auch in den nächsten Wochen und Monaten nur ungefähr sagen können, gerade, wenn es um die Finanzen geht. Was man aber heute schon sehr genau sagen kann, und das vergessen viele Olympiagegner leider gern, ist, was ein negatives Referendum für Auswirkungen auf die Stadt hätte. Es würde Hamburg nicht nur wieder in den Zustand der „schlafenden Schönen“ katapultieren, es wäre ein Rückfall in tiefste Zeiten der Provinzialität und Selbstgefälligkeit.

Man stelle sich das nur vor: Deutschland entscheidet sich bei einem wichtigen, großen Projekt endlich einmal nicht für Berlin, sondern für Hamburg – und die Hamburger machen genau das rückgängig. Es wäre nicht nur absurd, es wäre gefährlich für die weitere Entwicklung der Stadt, weil sich die schlimmsten Vorurteile bestätigen würden. Und weil Hamburg sich für den Rest seiner Geschichte im Ausland weiter mit dem erklärenden Zusatz „Germany“ vorstellen müsste.

Das wäre sehr, sehr schade, weil diese Stadt ja gerade nicht nur durch die Olympiabewerbung dabei ist, die ihr so gern nachgesagte Weltoffenheit endlich und nachhaltig zu beweisen. Das passiert gerade genauso im Umgang der Hamburger mit den Flüchtlingen, der eben nicht nur pragmatisch, sondern einer Stadt mit internationalen Ansprüchen auch würdig ist. Insofern eignet sich die Flüchtlingsthematik auch nicht, in irgendeiner negativen Form in Zusammenhang mit Olympia gebracht zu werden – und es ist auch aus anderen Gründen zu hoffen, dass die Gegner nicht auf diesen Gedanken kommen.

Olympische Sommerspiele sind das große Fest der Völker, die Feier des Friedens und der Verständigung. Das alles ist, wie wir in diesen Tagen erleben, so wichtig wie selten zuvor, wenn wir die Flüchtlingsströme in den Griff bekommen wollen. Wir können im 21. Jahrhundert nicht mehr in engen Grenzen denken, wir können uns nicht auf uns konzentrieren, weil alles, was irgendwo auf der Welt geschieht, uns schnell und unmittelbar betreffen kann. Wir müssen uns aufmachen, nicht nur eine große, sondern eine in globalen Zusammenhängen denkende Stadt zu werden.

Deshalb: Dabei sein ist alles!