Eine neue Zielgruppe kann den Mangel an Busfahrern beheben

In einer von Männern dominierten Branche halten jetzt in Hamburg die Frauen Einzug. Sie sollen künftig viel häufiger als bisher einen Linienbus über Hamburgs Straßen steuern. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) wollen den Anteil der Frauen im Fahrdienst von jetzt 15 auf 50 Prozent steigern.

Die künftigen Busfahrerinnen werden mit einem auf ihre Bedürfnisse abgestimmten Qualifizierungsprogramm gelockt. Der Busführerschein kann in Teilzeit erworben werden, und auch später reiht sich diese von jungen Müttern bevorzugte Beschäftigungsform nahtlos in den Dienstplan ein.

Mit dem neuen Ansatz reagiert der VHH geschickt auf die angespannte Lage bei den Busfahrern. Denn Deutschland hat ein Busfahrerproblem. Eine Ursache ist der vor zwei Jahren liberalisierte Fernbusmarkt. Seit 2013 hat sich die Zahl der Linien auf diesem Markt verdreifacht. Entsprechend mehr Fahrer werden benötigt. Doch nur noch knapp 100.000 Buslenker sind hierzulande für den Nah-, Fern- und Reiseverkehr regis­triert – das ist ein Fünftel weniger als noch vor vier Jahren. Rund 10.000 Stellen müssen jedes Jahr neu besetzt werden, denn 70 Prozent der Fahrer sind bereits älter als 45 Jahre. Die abschlagsfreie Rente mit 63 verschärft die Lage zusätzlich.

In einem solchen Umfeld müssen sich Unternehmen etwas einfallen lassen, um an Personal zu kommen. Manche weichen auf Südeuropa aus, wo viele Busfahrer arbeitslos sind. Andere werben Lkw-Fahrer ab, wildern also in einer Berufsgruppe, die selbst von akutem Personalmangel gekennzeichnet ist. Busfahrer ist ein Anlernberuf. Die Qualifizierung kostet knapp 10.000 Euro. Für manche Busfirmen ist das zu teuer, auch Arbeitslose werden diesen Betrag nicht aufbringen können.

Mit dem weiblichen Personal wird nun eine neue Zielgruppe erschlossen. Wenn die Arbeitsagentur die Qualifizierung nicht übernimmt, springt in Hamburg die VHH ein. Natürlich sind auch männliche Bewerber willkommen. Mit einem Einstiegsgehalt von 2200 Euro liegt der Verdienst über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Damit sind die VHH gut gerüstet im Wettbewerb um neues Personal.