Mein Freund Werner hat, um es auf Deutsch zu sagen, die Schnauze voll. Der Leistungssport bringe kleinwüchsige Turnerinnen hervor, kreiere in anderen Disziplinen Monster, körperliche und seelische Krüppel mit verkürzter Lebenserwartung. Und wenn sich ein Verband glaubhaft gegen Doping engagiere, wie der der deutschen Leichtathleten, werde er abgestraft und aus dem Präsidium des Weltverbandes verbannt. Werner will deshalb gegen Olympische Spiele in Hamburg stimmen. Die seien schuld an dem ganzen widerlichen Leistungswahn.
Gemach, lieber Sportsfreund, sage ich. Die Leichtathletik-WM in Peking hat doch bestätigt, dass die Maßnahmen gegen Doping allmählich zu greifen beginnen. Die Russen etwa schnitten so schlecht wie nie ab. Zwar sind weiter nicht alle Läufer, Springer und Werfer über jeden Verdacht erhaben; besonders die Medaillensammler aus Kenia und Jamaika nicht, die einen ungewöhnlich ausdauernd, die anderen extrem schnell. Doch die Zeiten und Weiten sind zum großen Teil weit von jenen entfernt, als noch der hauseigene Apotheker die Ergebnislisten diktierte.
Veränderungen brauchen Zeit, vor allem die in den Köpfen. Aber es tut sich was im Weltsport, wenn der Wandel auch hier und dort erst ein zartes Pflänzchen ist. Die alten Kader in den Verbänden werden sukzessive ausgetauscht, das Internationale Olympische Komitee geht unter seinem deutschen Chef Thomas Bach da beispielhaft voran. Im Sinne der sauberen Sportler, den seit Jahrzehnten Betrogenen, bleibt aber jede weitere Verzögerung im Kampf gegen Doping ein Verbrechen. Dennoch, Werner, hat der olympische Sport eine letzte Chance verdient. Manfred und Olaf, die alten Zyniker, sehen das inzwischen auch so.