Frisches Kapital gut für die Reederei und die Stadt

Sollte die Reederei Hapag-Lloyd demnächst an die Börse gehen, müsste ihr jeder Hamburger aus eigenem Interesse viel Glück wünschen. Schließlich ist jeder Bürger der Hansestadt über Steuermittel zu einem wenn auch sehr geringen Prozentsatz an dem Unternehmen beteiligt. Insgesamt 23,2 Prozent hält die Stadt an ihrer Traditionsreederei. Mehr als eine Milliarde Euro hat sie dafür investiert. Und legendär war der Ausspruch, mit dem Bürgermeister Olaf Scholz 2012 jede Diskussion über den finanziellen Schaden des Geschäfts für die Stadt beendete. In Anlehnung an Margaret Thatcher sagte er: „I want my money back.“ (Ich will mein Geld zurück).

Seitdem ist viel passiert. Unter anderem musste Hamburg die Verwässerung seiner Anteile durch die Fusion mit der chilenischen Reederei CSAV verkraften sowie eine Abwertung in den eigenen Büchern vornehmen, weil Hapag-Lloyd im vergangenen Jahr große Verluste gemacht hat. Für die Stadtkasse wäre es also von Vorteil, wenn Hapag-Lloyd einen fulminanten Börsenstart hinlegte. Gleiches gilt für die Reederei. Hapag-Lloyd macht zwar wieder Gewinne, das Unternehmen leidet aber immer noch unter Schulden in Höhe von 3,3 Milliarden Euro aus der Vergangenheit. Noch ist die Reederei mit ihren 188 Schiffen Nummer vier in der Welt, aber die Konkurrenten Evergreen und Cosco haben so viele Schiffe bestellt, dass sie in Kürze an den Hamburgern vorbeiziehen werden. Dann könnte es wieder schwer werden, Marktanteile im globalen Containertransport hinzuzugewinnen. Da käme Hapag-Lloyd eine Kapitalspritze über einen Börsengang gerade recht.

Wenn die Eigentümer der Reederei jetzt darüber diskutieren, welcher Zeitpunkt besonders günstig für den Börsengang ist, sollten sie auf die Finanzbehörde hören. In deren Amtsstuben hat man offenbar ein Händchen dafür, wann man auf dem Börsenparkett Kasse macht: Im November 2007 brachte die Behörde einen Teil der Hafengesellschaft HHLA an die Börse zu einem Kurs von 59 Euro. Damals nahm sie 1,17 Milliarden Euro ein. Das war ein traumhafter Preis. Heute dümpelt die Aktie bei 16 Euro.