Wenn die HSV-Handballer mit einem Misserfolg in die Bundesligasaison starten, ist das noch kein Anlass zur Beunruhigung. Vor fünf Jahren ging es mit einer Niederlage in Göppingen los. Sie sollte für fast acht Monate die Einzige bleiben und war längst vergessen, als am Ende der Saison die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte gefeiert werden konnte und dazu ein Bundesligarekord von durchschnittlich 10.690 Zuschauern.
„Der Wandel braucht Zeit“, meinte das Abendblatt zu dem Fehlstart seinerzeit. Mit den gleichen Worten ließe sich auch die 27:31-Auftaktniederlage am Sonntag in Leipzig überschreiben. Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied. Während der Auftrag an den damaligen Trainer Martin Schwalb lautete, mit seiner Weltklassemannschaft am Alleinherrschaftsanspruch des THW Kiel zu rütteln, soll Michael Biegler einem Team mit vielen Unbekannten eine Identität geben.
Ein solcher Prozess braucht eben: Zeit und macht die Niederlage beim Aufsteiger wie auch das frühe Pokalaus erklärbar. Die Frage ist, ob die Handballer die Zeit auch bekommen. Dass der Verein den Oberrang seiner Halle aufgegeben hat, stimmt nachdenklich. Offenbar hat einzig der Fußball die Kraft, das Event-Publikum dieser Stadt auch mit Mittelmaß in die Arenen zu locken. In den meisten Profisportarten ist das Zuschauerinteresse stark erfolgsbezogen. Erfolg aber sollte sich bei diesem HSV nicht an Titeln bemessen, sondern daran, ob eine Entwicklung erkennbar ist.