Jeder darf mal scheitern: Deutschland braucht eine neue Unternehmenskultur

Jeder kennt Donald Trump. Der US-amerikanische Tycoon und Milliardär eckt gern mit seiner extrovertierten Art an und sorgt derzeit mit einer möglichen Präsidentschaftskandidatur für die Republikaner für Schlagzeilen. Die Entrüstung über seine aggressiven, zum Teil sexistischen Äußerungen ist in den USA groß. Niemand redet dort davon, dass Trump, dessen Vermögen in beträchtlichem Maße auf den Immobiliengeschäften seines Vaters fußt, schon mit mehreren Unternehmungen pleitegegangen ist.

Nun ist Trump kein Paradebeispiel für verantwortungsvolles Wirtschaftshandeln, aber der Umgang mit ihm zeigt, dass in den USA unternehmerisches Scheitern kein Makel ist. Dass der viel gepriesene Weg vom Tellerwäscher zum Millionär viele Umwege nehmen kann, ist dort völlig normal.

Anders in Deutschland. Wer hier mit einem Start-up scheitert, ist erst einmal stigmatisiert und kommt so schnell nicht wieder auf die Beine. Nicht zuletzt, weil er bei den Banken für lange Zeit als Risiko abgestempelt ist und kein Geld für weitere Versuche bekommt. Zahlreiche namhafte Unternehmen scheuen die Investition in solche Start-ups aus eben diesen Gründen. Die Anzahl ehemaliger Selbstständiger, die mit ihren Unternehmen insolvent gingen und nun arbeitslos auf der Straße stehen, ist groß.

Jahrzehnte hat es beispielsweise gedauert, bis sich bei uns das Insolvenzrecht dem angelsächsischen Vorbild folgend dahingehend änderte, dass es auch „weiche“ Unternehmensinsolvenzen zulässt. Dabei darf der betroffene Selbstständige seine Tätigkeit trotz Überschuldung fortsetzen. Aber zu viele Insolvenzverwalter verrichten ihre Arbeit noch nach Schema A, und das heißt „Abwickeln“.

All das bremst hierzulande freies Unternehmertum und die Umsetzung neuer Ideen. Der Grundsatz „Jeder darf mal scheitern“ wird noch nicht ausreichend berücksichtigt. Deshalb ist es gut, wenn sich nun langsam eine neue Kultur breitmacht, die mit den Vorurteilen gegen einmal gescheiterte Unternehmer aufräumt. Wenn erfolgreiche Manager nicht nur von ihrem unaufhaltsamen Aufstieg schwärmen, sondern von den eigenen Irrwegen berichten, sind sie wirkliche Vorbilder und Ratgeber für Nachfolger.