Nach dem Scheitern der Schlichtung stehen die Zeichen wieder auf Arbeitskampf.

Das Scheitern der Schlichtung beim Kita-Tarifstreit trifft Hamburgs Eltern wie ein Schock. Denn sofort werden die verheerenden Eindrücke vom April und Mai dieses Jahres wach, als wochenlange Streiks die Stadt in Aufruhr versetzten. Droht wieder ein solches Horrorszenario? Es ist zu befürchten.

Dabei war der Beginn eines Streiks wohl selten von so viel Verständnis begleitet wie der Ausstand der Kita-Beschäftigten im Frühjahr. Denn darüber, dass viele von ihnen angesichts stark gestiegener beruflicher Anforderungen unterbezahlt sind, herrschte und herrscht weitgehend Konsens. Ein deutliches Zeichen dafür war die Tatsache, dass sich sehr viele Eltern zunächst sofort mit den Streikenden solidarisierten. Wer sein Kind täglich in die Kita bringt, erlebt eben hautnah, wie sehr sich der Beruf des Erziehers in den vergangenen Jahren verändert hat. Kita-Beschäftigte sind heute viel stärker auch Sozialpädagogen, die deutlich problematischere und auch jüngere Kinder betreuen müssen als noch vor wenigen Jahren.

Doch die Solidarität bröckelte, je länger der Streik dauerte, und schon bald setzte bei Hamburgs Eltern Katerstimmung ein. Allerlei Merkwürdigkeiten wurden von der Streikfront berichtet. Da unterstützten Kita-Beschäftigte, die gar nicht bei kommunalen Arbeitgebern angestellt sind, die Streikenden, indem sie nur noch Einsatz auf Sparflamme anboten und irreführende „Streik“-Schilder an ihre Türen klebten. Befremdlich wirkte auch, dass manche Streikende den Ausstand gleich mit ausgiebigen Oster- und Pfingstferien verknüpften. Der Streik selbst war dann zwar straff durchorganisiert, aber die lange angekündigte Notversorgung ließ auf sich warten und lief dann höchst holprig.

Schließlich wurden die Forderungen von Streikenden auch immer aggressiver und selbstgefälliger vorgetragen. Statt einer Aufwertung des Kita-Berufs forderten sie auf Demos gleich totale gesellschaftliche Umstrukturierungen, und nicht wenige nahmen vor Kameras und Mikrofonen für sich in Anspruch, in der Kita anspruchsvolle Bildungsarbeit zu leisten. Parolen und Neid, zum Beispiel auf Lehrer, dominierten da die Diskussion, die – berechtigte – Forderung nach mehr Anerkennung wurde so ad absurdum geführt.

Das alles wurde einer steigenden Zahl von Eltern dann doch zu viel, und es entstand zunehmend der Eindruck, dass da einiges aus dem Ruder lief.

Besonders bedrückend war und bleibt dabei, dass die Befindlichkeiten der Kita-Beschäftigten zwar laufend kommuniziert, die Sorgen von Eltern und Kindern aber oft nur mit lässigem Schulterzucken quittiert wurden. So sei das nun mal in Streikzeiten, und Ausstände müssten auch wehtun, heißt es auf Demos dazu immer so cool.

Aber so einfach ist die Sache nicht. Denn Kinder werden einer Kita anvertraut, um Geborgenheit, Vertrautheit und Freundschaft zu erleben. Stattdessen wurde selbst Kleinstkindern während der Streikzeit zugemutet, eine gefühlte Ewigkeit von Fremden betreut zu werden. Es gab Kitas, deren Betrieb wochenlang mithilfe von Praktikanten am Laufen gehalten wurde, die dann auch noch als Streikbrecher verunglimpft wurden. Und oft genug war die Tagesplanung morgens völlig unklar – das bedeutete Unsicherheit, Chaos und Ängste. Vereinfacht gesagt: Ein Kita-Streik trifft ein viel sensibleres Milieu als beispielsweise ein Ausstand bei der Post. Genau aus diesem Grund sind die Tarifparteien jetzt dringend aufgefordert, weiter zu verhandeln und zu einem Konsens zu kommen.

Doch angesichts der deutlichen Ablehnung des Schlichterangebots und der harten Worte von Ver.di-Chef Bsirske ist schon jetzt klar: Die Zeichen stehen wieder auf Sturm.