Integrationsbeirat muss sich auf Sprache und Arbeit konzentrieren
Ein Gremium mit 70 Mitgliedern ist so wendig wie ein Riesentanker. Dass der Hamburger Senat nun entschieden hat, die Zahl der Vertreter des Integrationsbeirats zu halbieren, ist deshalb ein Schritt in die richtige Richtung. Völlig unverständlich aber ist die Entscheidung, dass künftig ausschließlich Mitglieder mit Migrationshintergrund in den Beirat dürfen. Integration von Zuwanderern kann nur funktionieren, wenn Ausländer sowie Deutsche mit und ohne ausländische Wurzeln gemeinsam zusammenarbeiten.
Großen Streit um das ehrenamtlich arbeitende Gremium gab es schon 2002, als es ins Leben gerufen wurde. Damals gab es noch eine Ausländerbeauftragte des Senats samt einem siebenköpfigen Arbeitsstab. Der Aufschrei war groß, als der damalige CDU-Schill-FDP-Senat die Abschaffung des Postens bekannt gab. Rund eine halbe Million Euro im Jahr ließ sich dadurch einsparen. Kirchen, Gewerkschaften und Migrationsverbände riefen zum Boykott auf. Doch nach den anfänglichen Befürchtungen hat es tatsächlich zählbare Ergebnisse gegeben: etwa ein Handlungskonzept zur Integration von Zuwanderern, die Förderung von Einbürgerungen oder Einbürgerungsfeiern im Rathaus.
Allerdings ist der Integrationsbeirat auch immer größer geworden. So sehr es nachvollziehbar ist, jede einzelne Gruppe repräsentieren zu wollen, so unmöglich ist es am Ende. Nach wie vor sollen etwa folgende Regionen im Beirat vertreten sein: Europäische Union, Türkei, Europa (ohne EU und Türkei), Asien (ohne Türkei), Afrika und Amerika. Ozeanien und die Gruppe der Spätaussiedler sind nicht mehr mit dabei – und eben Menschen ohne Migrationshintergrund.
Der Schritt, den Beirat zu verkleiner,n war gut, aber nicht konsequent genug. Es ist wie immer im Leben: Wer versucht alles unter einen Hut zu bekommen, der verliert den Überblick. Der Hinweis aus der Wirtschaft ist überzeugend: Integration funktioniert am besten über die deutsche Sprache und Arbeit. Eine Konzentration auf diese beiden Felder – unabhängig von der eigenen Herkunft, aber unter Beteiligung der hiesigen Willkommensgesellschaft – scheint der Erfolg versprechendste Weg zu sein.
Seite 7 „Senat schiebt Arbeit auf Migranten ab“