Hamburgs Chancen auf Olympia 2024 sind gestiegen. Was die Stadt nun machen muss.
Als Hamburg noch nicht der deutsche Kandidat für die Olympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 war, gab es vor allem ein Argument gegen eine Bewerbung: dass man gegen Boston und dessen großartiges Konzept sowieso keine Chance hätte. Als Hamburg sich in der deutschen Auswahl gegen das siegessichere Berlin durchgesetzt hatte, titelte die dortige Boulevardzeitung „B.Z.“ süffisant: „Also Boston.“
So kann man sich irren.
Seit Montagabend deutscher Zeit ist der vermeintliche Favorit und größte Konkurrent Hamburgs um die Spiele nicht mehr dabei. Und alle, die sich um die deutsche Kandidatur kümmern, sind um eine Erfahrung reicher. Es bringt wenig bis, im Fall Boston, gar nichts, sich ausführlich mit den möglichen Gegnern und deren Vorzügen beziehungsweise Nachteilen zu beschäftigen. Entscheidend wird für eine erfolgreiche Bewerbung sein, dass sich die Stadt auf ihr Konzept, auf die Stimmung in der Bevölkerung und, natürlich, auf die Finanzierbarkeit der olympischen Idee konzentriert. Macht man das, kann man mit Hamburg beziehungsweise Deutschland gegen jeden Konkurrenten bestehen, auch wenn er nun Los Angeles heißen sollte.
Es scheint sehr wahrscheinlich, dass sich die USA nicht komplett aus dem Rennen um Olympische Sommerspiele verabschieden, zumal sie bei einem der nächsten zu vergebenden Termine mal wieder dran wären. Aber Hamburg sollte jetzt nicht erneut den Fehler machen und angesichts einer anderen nordamerikanischen Bewerberstadt die eigenen Pläne kleinreden. Dafür besteht, siehe wieder Boston, überhaupt kein Anlass.
Wenn man analysiert, woran der Favorit am Ende gescheitert ist, zeigt sich auch, dass Hamburg in den vergangenen Wochen und Monaten vieles richtig gemacht hat. Die Kandidatur ist von Anfang an sehr hanseatisch, kaufmännisch und vor allem transparent angegangen worden. Dafür bürgt an erster Stelle Bürgermeister Olaf Scholz, der wahrscheinlich auch gar nicht anders könnte, als Olympia „ordentlich“ vorbereiten zu lassen. Dafür stehen aber auch Namen wie der des Unternehmers Alexander Otto, der genau wie die Handelskammer alles dafür tut, dass die für die erste Bewerbungsphase benötigten Gelder zu einem übergroßen Teil von privaten Unternehmen oder Personen kommen. Tatsächlich ist es im Moment nicht ausgeschlossen, dass die Stadtkasse kaum etwas für die Kandidatur ausgeben muss.
Was die Zustimmung in der Bevölkerung angeht, hat Hamburg auch einen klaren (Zeit-)Plan vorgelegt, an dessen Ende das Referendum am 29. November steht. Vorher wird es mit Sicherheit repräsentative Umfragen geben, die zeigen, wie die Stimmung in Sachen Olympia ist.
Wenn es stimmt, dass Boston der „unschlagbare“ Favorit war, kann man Stand heute zudem festhalten, dass sich die Chancen Hamburgs verbessert haben. Eventuell sogar deutlich, wenn man sich in Erinnerung ruft, warum Boston von so vielen so oft gelobt wurde: Das sei eine Stadt, hieß es, die ob ihrer (im Vergleich) überschaubaren Größe ideal ins neue Konzept des Internationalen Olympischen Komitees passe, das bekanntlich ja weg vom Gigantismus will.
Nun bietet Hamburg aus den Reihen der aktuell verbliebenen Kandidaten dafür die besten Voraussetzungen. Nicht umsonst haben Experten in den Plänen Bostons und der Hansestadt, was zum Beispiel die Lage beziehungsweise Nähe der olympischen (Sport-)Stätten angeht, viele Gemeinsamkeiten festgestellt. Hoffen wir für Hamburg, dass sich diese weiter auf die positiven Seiten der Bostoner Bewerbung beschränken.
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