Querelen mit Beate Zschäpe zeigen: Die Verteidiger sind schwach.

Der NSU-Prozess in München ist wieder in den Schlagzeilen. Das ist gut. Nichts wäre schlimmer, als würde in Vergessenheit geraten, dass vor Gericht die Schuldfrage über die Morde an zehn Menschen verhandelt wird – mutmaßlich begangen vom „Nationalsozialistischen Untergrund“, aus rassistischen Motiven.

Doch die aktuellen Schlagzeilen schmerzen auch. Denn es geht nicht um die Rolle der Hauptangeklagten Beate Zschäpe in der Terrorgruppe und auch nicht darum, wie der NSU die Taten plante und wer in der Neonazi-Szene – oder gar im Verfassungsschutz – davon wusste. Nein, es geht um die Dauerquerelen von Zschäpe mit ihren Verteidigern. Nun wollten die Anwälte Heer, Sturm und Stahl hinschmeißen, beantragten ihre Entpflichtung. Das Gericht lehnte ab, und der Prozess wird fortgeführt, vorerst jedenfalls.

Der Richter steht nun vor der schwierigen Aufgabe, die Beweisaufnahme entschlossen fortzuführen. Denn vor allem die Angehörigen der Opfer verdienen einen Prozess, in dem sich alle mit der Sache selbst, mit den Mordtaten, auseinandersetzen – und nicht mit Eitelkeiten, nicht mit Zank um Geld, nicht mit Zoff zwischen Anwälten und Angeklagten.

Zwei Einsichten bleiben: Die Verteidigung gibt ein schwaches Bild ab. Undurchsichtig ist seit Beginn der Verhandlung ihre Strategie – abgesehen von Zschäpes Schweigen zu den Vorwürfen war vielmehr überhaupt keine Strategie zu erkennen. Ihren Antrag, vom Mandat entbunden zu werden, begründeten die Anwälte im Gericht kaum. Das war naiv. Und stimmen die Angaben des Richters, haben die Verteidiger ihren Auftrag missbraucht, indem sie mit ihm über Aus­ein­andersetzungen mit der Mandantin redeten. Das war unprofessionell.

Und die zweite Einsicht: Bei all den Machtspielen mit den Verteidigern war Beate Zschäpe keine Zuschauerin, kein Opfer. Im Gegenteil: Mit ihren Anschuldigungen und Anträgen gegen die eigenen Anwälte ließ sie den Streit eskalieren. Sie tritt im Prozess dominant, ja manipulativ auf. Das sind zwar keine Belege für ihre Mittäterschaft. Aber es zeigt, wie unwahrscheinlich die These ist, dass Zschäpe im NSU nur das naive und hilflose Mädchen war.