Am kommenden Sonnabend wird Joseph S. Blatter im schönen St. Petersburg seines Amtes walten. Auslosung der Qualifikationsgruppen zur WM 2018 in Russland. Und während Blatter öffentliche Auftritte zuletzt bei der Frauen-WM in Kanada und der U20-WM in Neuseeland vermieden hatte, lässt er sich die Feierlichkeiten im „russischen Versailles“ nicht entgehen. Laute Proteste sind im Reich von Wladimir Putin kaum zu erwarten.

Blatter hat noch reichlich Freunde auf dieser Welt. Die sorgten mit ihrer Mehrheit im Exekutivkomitee des Fußballweltverbandes Fifa nun auch dafür, dass ihr umstrittener Präsident bis zum 26. Februar im Amt bleiben kann. Und mal ehrlich: Es hätte auch niemanden gewundert, wenn sie den 30. Februar als Neuwahltermin vorgeschlagen hätten.

Dass Blatter nun die notwendige Fifa-Reform selbst gestalten will, ist kaum zu glauben. Oder eben doch.

Gleichzeitig wird die Schwäche und Uneinigkeit der Opposition deutlich, die nicht in der Lage ist, Blatter entschlossen und überzeugend entgegenzutreten. Michel Platini als Präsidentschaftskandidat der Europäer ist ein Armutszeugnis. Der Franzose selbst hat bereits diverse Affären und Korruptionsvorwürfe ausgesessen, hat für die WM in Katar gestimmt, hat sich Stimmen durch Versprechen an kleine Verbände verschafft, hat seine Familie in seine Geschäfte involviert.

Doch einen integren, über alle Zweifel erhabenen Kandidaten gibt es offenbar nicht. Kein Ehrenmann will sich das System Fifa antun. Und so wirkt Blatters Einfluss weiter fort.