Verbandsgericht wendetGewalt im Amateurfußball ab

Müssen sich Gäste in Deutschland nicht an unsere Regeln halten, wenn sie mitspielen wollen? Knicken wir zu schnell vor einer kleinen Minderheit von Gewalttätern ein? Und hat Sport nicht gerade die Aufgabe, mit der Austragung friedlicher Wettkämpfe Brücken zu bauen zwischen Gegnern? Diese Fragen müssen gestellt werden angesichts eines Urteils des Hamburger Fußballverbandsgerichts. Es hat angeordnet, den serbischen Club FK Nikola Tesla und den albanischen Verein Klub Kosova aus Angst vor Gewaltexzessen der verfeindeten Volksgruppen nicht in derselben Liga antreten zu lassen.

Man kann alle drei Fragen guten Gewissens mit Ja beantworten – und das Urteil dennoch als die einzig richtige Entscheidung gutheißen. Wenn wir es ernst meinen mit der Integration von Flüchtlingen, dann müssen wir akzeptieren, dass es Menschen gibt, die aufgrund ihrer Kriegserlebnisse dermaßen traumatisiert sind, dass schwelende Feindschaften durch kleinste Aufreger – wie ein falscher Pfiff in einem sechstklassigen Fußballspiel – in einer Gewaltexplosion enden können.

Wir müssen diese Menschen davor schützen, diese Situationen zu erleben. Wir müssen abwägen, ob eine von oben verordnete Integration wirklich nützt, wenn die Besonnenen unter Serben und Albanern eindringlich warnen, dass die Heißsporne auf beiden Seiten einen über Jahre erarbeiteten Annäherungsprozess innerhalb weniger Minuten bedeutungslos machen könnten. Genau das hat das Verbandsgericht getan und eine mutige Entscheidung für die Menschlichkeit getroffen.

Man kann nicht erwarten, dass sich deutsche Funktionäre mit den Eigenheiten aller ethnischen Konflikte auskennen. Aber man muss erwarten, dass sie sich fachkundige Hilfe holen, bevor sie Bedenken Betroffener vom Tisch wischen. Dass der Spielausschuss die Brisanz nicht verstanden hat, zeigt der Fakt, dass er Tesla und Kosova am letzten Spieltag aufeinandertreffen lassen wollte. Unsensibler geht es nicht. Dennoch wäre es verkehrt, den Ausschuss nun als Verlierer zu brandmarken. Verloren hätte er, wenn es Gewaltopfer gegeben hätte in einem Spiel, das er hätte verhindern können. Der Urteilsspruch des Verbandsgerichts aber macht alle zu Siegern, denen der Sport wichtig ist.