Hochbahn und S-Bahn müssen den Ärger der Fahrgäste ernst nehmen.
Städteforscher sind sich einig: ein gut funktionierendes System des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist unabdingbare Voraussetzung dafür, dass eine wachsende Metropole beherrschbar bleibt. Gut funktionierend bedeutet dabei, dass es ein flächendeckendes Angebot gibt, Busse und Bahnen regelmäßig wie zuverlässig verkehren und sich jeder Einwohner eine Fahrt auch leisten kann.
Unbestritten ist, dass der Hamburger Verkehrsverbund und dabei insbesondere die Hochbahn gut aufgestellte öffentliche Unternehmen sind. 738,3 Millionen Fahrgäste zählte der HVV im vergangenen Jahr – 1,3 Prozent mehr als 2013. Auch die Fahrgeldeinnahmen stiegen um 29,4 Millionen Euro auf insgesamt 755,7 Millionen Euro.
Die Hochbahn erreicht dabei einen Kostendeckungsgrad von rund 90 Prozent. Nicht nur im HVV, auch deutschlandweit dürfte das Unternehmen damit Vorbild sein. Das ist aller Ehren wert und gilt es zu würdigen.
Allerdings sind diese Zahlen kein Grund, sich auszuruhen. Dafür ist die Hochbahn zu wichtig für Hamburg. Dafür ist sie ein zu öffentliches Unternehmen. Sie steht sozusagen täglich im Fokus der Menschen.
Die vom Hamburger Abendblatt in dieser Ausgabe veröffentlichten größten Ärgernisse mögen dem einen oder anderen zu allgemein sein, als dass man für jedes einzelne Ärgernis einen Verantwortlichen finden könnte. Darum geht es aber auch nicht. Vielmehr ist die Auflistung eine Art Stimmungstest mit allen so einem Test innewohnenden Schwächen und Stärken.
Natürlich mag die Mehrheit der Busfahrer rücksichtsvoll unterwegs sein. Und natürlich gibt es viele Busfahrer, die nicht nur auf sprintende Fahrgäste warten, sondern eine bereits geschlossene Tür wieder öffnen.
Aber dies kann die negativen Erfahrungen, die Fahrgäste eben auch machen, nicht wettmachen. Einen Passagier, der am Wochenende einem zu früh abfahrenden Bus nachschauen muss, interessiert wenig, dass bei der Hochbahn die Pünktlichkeitsquote auf das Jahr gerechnet bei über 90 Prozent liegt.
Auch der Pendler, der wegen des großen Touristenaufkommens keinen Platz auf einer Fähre findet, fragt sich schon, ob man das nicht anders lösen kann – beispielsweise durch eine bevorzugte Abfertigung von Pendlern.
Hamburg will nicht nur wachsen, sondern auch lebenswert bleiben. Den öffentlichen Verkehrsbetrieben kommt dabei eine besonders wichtige Rolle zu. Wenn wir wollen, dass mehr Menschen das Auto daheim stehen lassen, dann ist das in erster Linie durch ein vorzügliches Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs zu erreichen.
Hochbahn und S-Bahn stehen hier in der Pflicht. Dazu gehört zum einen, auf die Befindlichkeiten der Fahrgäste zu reagieren. Nicht jedes Ärgernis hat gleich eine offizielle Beschwerde zur Folge – aber muss dennoch ernst genommen werden. Hier bieten die sozialen Netzwerke eine Chance auf rasche Reaktion.
Zum anderen müssen öffentliche Verkehrsunternehmen zwar effizient geführt, dürfen aber nicht als Steinbruch für Sparrunden missbraucht werden. Der hohe Kostendeckungsgrad der Hochbahn darf kein Selbstzweck sein. Was im Unternehmen gespart wird, sollte dem öffentlichen Nahverkehr nicht verloren gehen, sondern zum Ausbau seiner Attraktivität genutzt werden.
Insofern gehen die Ärgernisse der Fahrgäste auch die Politik etwas an.