Ob man wirklich vom Beginn einer neuen Ära bei den HSV-Handballern schreiben darf, wird mit gebührendem Abstand zu beurteilen sein. Aber dass der Verein zwei Jahre nach dem Champions-League-Sieg und ein Jahr nach dem wahnwitzigen Drama um die Bundesligalizenz einen Neuanfang versucht, und zwar durchaus keinen halbherzigen, kann man schon zugestehen. Elf neue Spieler und ein neuer Trainer – vom alten HSV, der die Stadt über Jahre mit Erfolgen verwöhnt hat, ist nicht mehr viel übrig geblieben.

Diese Vergangenheit zu bewältigen, sich mit dem neuen Status in der gehobenen Mittelklasse der Bundesliga anzufreunden ist ein schmerzhafter Prozess. Er aber hat nicht erst beim Trainingsauftakt am Donnerstag seinen Anfang genommen. Vielmehr sollte diese Selbstfindungsphase sogar abgeschlossen sein. Das Publikum hat bereits verstanden. Es ist über die Jahre zwar kleiner geworden. Aber alle, die noch immer zu den Heimspielen kommen, haben wissen lassen, dass sie auch mit weniger als mit Titeln zufrieden zu stellen sind: mit Leidenschaft, Loyalität und ehrlicher Arbeit.

Michael Biegler scheint diese Werte zu verkörpern. Wenn der neue Trainer in der Kabine ähnlich viel Überzeugungskraft entwickelt wie bei seinem ersten öffentlichen Auftritt im neuen Amt, dann kann es eine gute Zeit mit ihm werden. Dass er den HSV so früh wie kaum einen anderen Bundesligaclub mit der Vorbereitung beginnen lässt, ist schon einmal das passende Signal zum Aufbruch.

Seite 24 „Wir wollen den Leuten was bieten“