Der Vorwurf, der FC St. Pauli sei inzwischen doch nur noch ein Profifußballclub wie jeder andere auch, ist in den vergangenen Jahren immer mal wieder erhoben worden. Argumente dafür lassen sich immer finden, denn natürlich hat auch der Kiezclub Sponsoren, Logen und Business-Seats. Zwei der jüngsten Personalien lassen allerdings den Schluss zu, dass der Stadtteilclub zumindest auf manche Menschen doch noch immer eine Faszination auslösen muss, die nicht mit der Höhe des Budgets und der Entlohnung zusammenhängt. Der neue Geschäftsführer Andreas Rettig entschied sich mit dem FC St. Pauli für das „wirtschaftlich schlechteste Angebot“, und jetzt schlug Innenverteidiger und HSV-Leihgabe Lasse Sobiech andere Offerten, die sein Berater für ihn akquiriert hatte, aus, weil er „unbedingt bei St. Pauli bleiben“ wollte.

Ganz offensichtlich besitzt der natürlich bescheidene Sobiech selbst ein gutes Gespür dafür, dass er sportlich wie menschlich ideal zum FC St. Pauli passt und dass dies auch für ihn wertvoller sein kann als ein paar Euro mehr auf der Gehaltsabrechnung. In der vergangenen Saison hat er sich, ebenso wie schon drei Jahre zuvor bei seinem ersten St.-Pauli-Gastspiel, die Herzen der Fans erobert. Seine Entscheidung zu bleiben, wird seine Reputation noch einmal erhöhen, zumal er auch mit seinem aktiv betriebenen sozialen Engagement ohnehin bestens geeignet ist, über Jahre zu einem Gesicht des FC St. Pauli zu werden.