Es kam dem Beginn einer neuen Zeitrechnung gleich: Die Verpflichtung Rafael van der Vaarts im Mai 2005 war der Startschuss für eine lange nicht erlebte Euphorie rund um den HSV. Der damals 22-jährige Niederländer verzückte die Fans mit technischen Kabinettstückchen und schoss den vorher im Mittelfeld dümpelnden HSV sofort in die Champions League. Der Zuschauerschnitt stieg drastisch an und pendelte sich erstmals über der Marke von 50.000 ein. Hamburg war wieder wer auf der Fußball-Landkarte Europas – dank des „kleinen Engels“.
Nun, zehn Jahre später, verlässt van der Vaart nach Zwischenstationen in Madrid und London den HSV endgültig, zumindest als Spieler. Er bestand am Montag den Medizincheck beim spanischen Erstligaufsteiger Betis Sevilla. Fußballerisch weint ihm seit seiner Rückkehr im Sommer 2012 kaum noch jemand eine Träne nach. Immer wiederkehrende Verletzungen und private Probleme setzten dem Regisseur zu. Seine Bundesligakollegen wählten ihn im „kicker“ nun sogar zum „Absteiger der Saison“. Zumindest als Imageträger war van der Vaart noch wichtig. Doch auch hier litt sein Ansehen zuletzt, etwa durch die unnötige Gelbsperre im Saisonendspurt.
Immer wieder hatten seine diversen HSV-Trainer betont, van der Vaart werde noch mal wichtig für den Club – vielleicht in Zukunft, sollte er in anderer Funktion zurückkehren. Doch die 13 Millionen Euro, die der Verein für seine Rückkehr aufbrachte, machten den ehemals besten Einkauf gleichzeitig auch zum teuersten Fehleinkauf aller Zeiten.