DFB-Präsident Niersbach hat ein Zehnpunkteprogramm zur Neuordnung der Fifa vorgelegt. Ein Kommentar.

Diese Reaktion war zu erwarten. Kurz nachdem Wolfgang Niersbach seinen Maßnahmenkatalog zur Reform der Fifa an die Mitglieder des Deutschen Fußball-Bundes verschickt hatte, hieß es: Das war das Wahlprogramm eines künftigen Kandidaten auf das Präsidentenamt des Weltverbandes. Und in der Tat wäre es der Fifa zu wünschen, dass der 64-Jährige die zehn Punkte seines Brandbriefs Stück für Stück umsetzen kann. Vor allem das Bekenntnis, den Fußball nicht mehr nur als reine Sportveranstaltung zu begreifen, sondern den gesellschaftlichen Auftrag und die soziale Verantwortung zu betonen, wäre überfällig.

Niersbach for President? Es darf vermutet werden, dass der DFB-Chef zunächst vor allem ein Signal der Stärke aussenden und nicht länger die Zuschauerrolle einnehmen wollte. Ende Mai war Niersbach noch für sein Verhalten rund um den Fifa-Kongress kritisiert worden. Er habe sich nicht genügend von Blatter distanziert, der europäische Verband Uefa habe keine klare Linie gefahren, lauteten die Vorwürfe. Zuletzt kamen sogar Zweifel am rechtmäßigen Zuschlag für die WM-Vergabe an Deutschland 2006 auf. Hier hörte der Spaß für Niersbach endgültig auf, der betonte, der DFB habe sich die Gastgeberrolle in einem sauberen Verfahren erkämpft.

Wichtige Themen zu benennen bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Richtig so. Und ja, es darf gefragt werden, ob die Stimme eines Fifa-Mitgliedslandes wie São Tomé und Príncipe genauso viel wert ist wie die von Deutschland. Denn eines ist klar: Nur wenn es der Fifa gelingt, sich radikal zu verändern, kann es ihr gelingen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Fatal wäre es dabei, sich nun nur in Personaldebatten zu verstricken.