Für den neutralen Zuschauer war das Endspiel zwischen dem FC Barcelona und Juventus Turin ein Fußballfest. Ob auch Bundestrainer Joachim Löw, der unter den 70.500 Zuschauern weilte, ein neutraler Zuschauer war, weiß nur er selbst. Ein extrem interessierter Zuschauer, das war der Nationaltrainer aber in jedem Fall.

Und so dürfte es Löw auch nicht entgangen sein, dass dem FC Barcelona in Berlin das gelang, was dem spanischen Nationalteam bei der WM 2014 in Brasilien misslang: weltmeisterlicher Fußball. Dabei ist Barça, am Sonnabend mit vier spanischen Nationalspielern in der Startelf, aber nur die Blaupause für die neue Gefahr, die da auf Löw und sein Team im Hinblick auf die EM 2016 in Frankreich lauert: Spanien scheint nach dem schmerzlichen Vorrunden-Aus in Brasilien zumindest auf Vereinsebene wiedererstarkt.

So ist es kein Zufall, dass mit dem FC Sevilla ein zweites Team von der iberischen Halbinsel in dieser Saison einen europäischen Titel mit dem Europa-League-Triumph feiern konnte. Zudem scheiterte Titelverteidiger Real Madrid nur knapp im Halbfinale.

Nun könnte man dies aus deutscher Sicht relativ entspannt zur Kenntnis nehmen. Deutschland ist schließlich Weltmeister. Und dann haben wir ja auch noch den FC Bayern, der immerhin 2013 triumphierte und in den vergangenen zwei Jahren erst im Halbfinale – allerdings sang- und klanglos gegen jeweils spanische Teams – ausschied. Doch halt! Nach der WM ist vor der EM. Und auch als Weltmeister sollte man wissen, wie wichtig eine gute und erfolgreiche Liga für die Entwicklung der eigenen Nationalmannschaft ist. Deshalb müssen vor allem Clubs wie Dortmund, Mönchengladbach, Leverkusen und jetzt auch Wolfsburg noch beweisen, dass sie dauerhaft zu Ähnlichem fähig sind wie ihre spanischen Konkurrenten.