Polizei und Politik dürfen ihn nicht verwahrlosen lassen
Es ist ein Dilemma: Der Hansaplatz, verrucht, gefährlich und gleichzeitig so wunderschön im Herzen St. Georgs gelegen, soll aufgewertet werden. Wieder einmal, kann man sagen. Der Platz, dessen Name in den 90er-Jahren wie kein anderer Synonym für Drogenexzesse, Gewalt und Prostitution in unserer Stadt war, wurde bereits vor einigen Jahren für viel Geld umgestaltet und zum Sperrgebiet erklärt – wie der Stadtteil St. Georg insgesamt, der im Zuge der Gentrifizierung der Straßenprostitution die Rote Karte zeigte.
Gebracht hat es indes nicht viel. Zumindest am Hansaplatz: Zwar ist die harte Drogenszene der Heroin-Junkies im Vergleich zu den 80er-Jahren deutlich aus dem Straßenbild verschwunden. Stattdessen trifft man jetzt auf eine mindestens ebenso gefährliche Gemengelage aus jugendlichen Marihuana-Dealern, Prostituierten, Obdachlosen, Alkoholikern und gewaltbereiten Kriminellen aus dem Milieu der so genannten minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge.
Nun soll ein Wochenmarkt Leben auf den Hansaplatz bringen, mehr Polizeipräsenz die Lage entschärfen. Die gut gemeinte Absicht scheint jedoch bereits fünf Wochen nach dem Start im Ansatz zu ersticken. Wie soll es auch gehen? Seit Generationen ist der Hansaplatz angestammtes Revier und Refugium von Menschen, die mit der Gesellschaft aus unterschiedlichsten Gründen nicht klarkommen. Sie sind dort verwurzelt – und erhalten ständig Nachschub vom Hauptbahnhof. Dort kennen die „schwarzen Sheriffs“ von der Deutschen Bahn kein Pardon.
Was also tun? Ungebetene Gäste fortschicken? Das funktioniert nicht. Verweise können die Symptome lindern, sie werden die Situation an sich nicht auflösen. Stattdessen sollte die Polizei, wie von Anwohnern und Geschäftsleuten gefordert, sichtbar Streife auf dem Platz gehen, um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu erhöhen. Und konsequent einschreiten, wenn etwas passiert. Ein Toilettenhäuschen für Männer und Frauen gehört ebenfalls dorthin. Und warum bringt man den wunderschönen Brunnen nicht wieder in Gang? Wasserspiele locken Neugierige an. Und es wäre ein sichtbares Zeichen gegen die Verwahrlosung.