Die Stadt hat begriffen, dass sie sich etwas zutrauen und die Bürger dabei einbeziehen muss.
Brauchen Großstädte Großprojekte? Die Frage ist rhetorisch gemeint, weil die Zeiten, in denen man sie ernsthaft mit Nein hätte beantworten können, vorbei sind. Heute geht es nicht darum, ob Metropolen große Pläne haben, sondern welche – und wie stark sie daran arbeiten, diese umzusetzen. Hamburg hat diese Entwicklung spät, aber zum Glück nicht zu spät erkannt: Inzwischen kann man die Stadt zumindest in Europa eher zur Avantgarde zählen, wenn es um Konzepte, ja sogar, wenn es um Visionen geht.
Das wird in dieser Woche einmal mehr deutlich werden, weil die Hansestadt Schauplatz des ersten Urban Partnership Forums ist, bei dem Vertreter Hamburgs auf Abgesandte aus den Partnerstädten Dresden, Prag und St. Petersburg treffen. Alle vier eint, dass sie sich große Projekte vorgenommen haben: Dresden als Europäische Kulturhauptstadt 2025, St. Petersburg als Mitausrichter der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 und Prag mit dem Bau der City West. Jeder Plan für sich erinnert dabei an Hamburger Zukunftsträume, an die Elbphilharmonie, deren Eröffnung nur noch gut anderthalb Jahre entfernt ist, an die Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024 und natürlich an den Weiterbau der HafenCity. Es ist offensichtlich, dass die Hansestadt Gefallen daran gefunden hat, über die viel zitierte, quasi naturgegebene Schönheit (Alster und Elbe) mehr aus sich zu machen. Entscheidend ist dabei nicht nur das Was – gute, sehr gute und verrückte Pläne gab es schließlich immer schon, sondern vor allem das Wie. Spätestens seit der miserablen Planung der Elbphilharmonie werden in der Stadt große Projekte sauber, manchmal sogar übertrieben detailliert vorbereitet, Bürgerbeteiligung inbegriffen. Das sieht man bei der Olympia-Bewerbung, bei der Hamburg sich ja zu einer Volksabstimmung zwangsverpflichtet hat. Das kann man aber auch bei Baumaßnahmen erkennen, die zumindest einen Stadtteil maßgeblich verändern werden. Etwa beim Bunker auf dem Heiligengeistfeld, der ja einen Park aufs hässliche Dach bekommen soll.
Im Schatten von Olympia-Bewerbung und Elbphilharmonie-Bau ist auf St. Pauli ein Beteiligungsprozess gestartet worden, der deutlich über eine herkömmliche Bürgerinformation hinausgeht und versucht, in verschiedenen Bereichen die direkt Betroffenen und Interessierten frühzeitig einzubeziehen. Das mag aufwendig sein, ist aber mit Sicherheit der beste Weg, damit in Städten große Projekte nicht kleingeredet werden.
Wobei die Gefahr beim Bunker, anders als etwa bei der auch einmal geplanten Seilbahn über die Elbe, deutlich geringer sein sollte. Das gigantische Gebäude neben dem Millerntor-Stadion ist architektonisch seit Jahrzehnten ein Problem im Stadtbild, ähnliche Bunker in anderen Städten gibt es schon längst nicht mehr. Jener in Hamburg ist einerseits von außen als Mahnmal und Erinnerung erhalten, hat andererseits aber in seinem Inneren längst ein neues Leben als wichtiger Kulturstandort, als viel besuchter Treffpunkt begonnen. Es wird höchste Zeit, der neuen Funktion des Bunkers auch an seiner Fassade Rechnung zu tragen. Wenn das mit einem spektakulären Park über den Dächern der Stadt möglich wird, der alle Chancen hat, ein neuer oder zusätzlicher Grund für einen Hamburg-Besuch zu werden, ist das umso besser.
Großstädte brauchen große Projekte und dürfen nicht aufhören, diese zu planen. In Hamburg hat man das endlich begriffen. Deshalb wird sich das Bild der Stadt nicht grundsätzlich verändern. Aber es wird ihr gelingen, noch interessanter und attraktiver zu werden. Und dagegen dürfte nun wirklich niemand etwas haben.