Hamburg. Auf den Faktor Fortuna sollte der HSV nicht ein zweites Mal vertrauen. Zugegeben, der Sieg gegen Schalke macht Hoffnung.

Nun also die Relegation. Erneut muss der HSV auf der Zielgeraden einer Saison versuchen, den Abstieg abzuwenden. In der vergangenen Spielzeit überlebte der Dino mit Ach und Krach den Klassenkampf, wendete gegen Fürth mit zwei glücklichen Remis den Gang in die Zweite Liga ab.

Auf den Faktor Fortuna sollte der HSV nicht ein zweites Mal vertrauen. Zugegeben, der Sieg gegen Schalke macht Hoffnung. Andererseits hat die Mannschaft in dieser Saison einfach zu oft versagt. Und niemand kann seriös prognostizieren, ob der Club dem enormen Druck in der Relegation standhält. Immerhin hat der neue Trainer Bruno Labbadia dem wirr zusammengestellten Kader neues Leben eingehaucht. Die Vermeidung des direkten Abstiegs ist in allererster Linie sein Verdienst. Dass Labbadia viel zu spät kam, um den direkten Klassenerhalt noch zu schaffen, zählt zu den großen Fehlern des Vorstandes in dieser Saison.

Ohnehin darf es selbst bei einer erfolgreichen Relegation kein einfaches „Weiter so“ geben. Dass ein Verein mit dem sechshöchsten Etat der Liga die Saison als Drittletzter abschließt, sagt schon alles. Dafür trägt in erster Linie der neue Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer die Verantwortung. Zugegeben, er hatte im Sommer ein schwieriges Erbe übernommen, mit einem über Jahre wirr zusammengestellten Kader mit überbezahlten Profis und einer Nachwuchsabteilung, die diesen Namen nicht verdient. Und es mag sein, dass er die Weichen für die Zukunft – etwa mit dem Projekt Campus am Volkspark – richtig gestellt hat.

In der Jetzt-Zeit der Liga hat der Hoffnungsträger jedoch keinen wirklich guten Job gemacht. Wer den Etat für die Lizenzspielerabteilung dramatisch überzieht, so dass am Ende ein Minus von mindestens zehn Millionen Euro in der Bilanz stehen wird, und dennoch nicht einmal das Minimalziel direkter Klassenerhalt schafft, hat am Ende enttäuscht. Bezeichnend, dass auf der Zielgeraden Spieler wie Gojko Kacar oder Ivo Ilicevic den Verein retten sollten, denen mehr als einmal dringend nahegelegt wurde, den HSV zu verlassen. Von den vielen Neuverpflichtungen für insgesamt 32 Millionen Euro hat sich nicht einer als wirklicher Volltreffer erwiesen. Dass Sportchef Peter Knäbel als Interimstrainer einsprang, ehrt ihn. Besser wäre ein Bekenntnis gewesen: Lasst uns einen anderen nehmen.

Auch darüber muss geredet und gestritten werden. Genau wie über die Frage, wie das neue Personaltableau auf dem Rasen aussehen soll. Wo sind die jungen und ehrgeizigen Spieler, die den HSV in eine bessere Zukunft führen? Aber zunächst geht es um mindestens 180 Minuten Klassenkampf. Der Dino darf nicht sterben.