Energiewende: Bayern schießt quer – und hat es leicht dabei

Bayern ist nicht nur das Land der Weiß- sondern auch der Extrawurst. Ob Pkw-Maut, Wer-betrügt-fliegt-raus-Kampagne gegen Asylbewerber, Klage gegen den Länderfinanzausgleich oder Tiraden gegen „faule Griechen“ – die Bayern oder präziser gesagt die CSU-Führung des Freistaates – sorgt immer wieder für Staunen und Kopfschütteln im Rest der Republik. Auch dass sie bei der Energiewende nicht so recht mittun will, ist hinlänglich bekannt. Die Idee der Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, eine der großen Trassen, die den Strom aus den Windkraftanlagen des Nordens in den industriellen Süden bringen sollen, kurzerhand in die Nachbarländer Hessen und Baden-Württemberg zu verlegen, löst dort allerdings nicht nur Staunen, sondern handfesten Protest aus.

Auch dort gibt es schützenswerte Naturräume und wenig begeisterte Bürger, die um den Wert ihrer Eigenheime und manche auch um ihre Gesundheit besorgt sind, wenn gigantische Stromleitungen nahe an ihren Wohnungen vorbeiführen. Mit ihrem Mia-san-mia-Gehabe – auch wenn sie auf ökonomischen Erfolg verweisen können – machen sich die Bajuwaren nicht nur keine Freunde. Es widerspricht gelegentlich auch eklatant dem föderalen Geist der Bundesrepublik.

Im Falle der Energiewende wird es den Bayern allerdings auch leicht gemacht, querzuschießen: Das Megaprojekt wurde von der Kanzlerin nach Fukushima in Umkehrung ihrer bisherigen Energiepolitik ad hoc verkündet. Ohne Vorbereitung, ohne Gespräche mit den Beteiligten. Kein Wunder, dass es nicht nur in Bayern, sondern an allen Ecken klemmt.

Es scheint ohnehin im Trend der Zeit zu liegen, große Vorhaben lax bis schlampig anzugehen. Das gleiche Phänomen ist auch beim Pannenflughafen BER oder der Elbphilharmonie zu beobachten. Es wird munter verkündet, drauflosgewurstelt, Verantwortlichkeiten sind unklar oder werden anderen untergeschoben, irgendwann wird es schon irgendwie werden – koste es, was es wolle. Aus dem Land der Planer und Lenker, für das manche Deutschland noch immer halten, wenn sie nur weit genug weg wohnen, ist so längst auch die Heimat der Stümper und Verschwender geworden.

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