Zum morgigen Muttertag geht ein Dank an all die Papas, die so modern sind wie nie zuvor.

Letztens habe ich es wieder gehört, das Unwort des Jahrzehnts „Helikopter-Eltern“. Mehr Beschimpfung denn pädagogischer Begriff wird es überall dort eingesetzt, wo sich Mütter oder Väter angeblich zu stark um ihre Kinder bemühen. In diesem Fall fiel er vor dem „Zwergenorchester“ im Eppendorfer Weg. Eine Passantin ärgerte sich über die vielen Kinderwagen vor der Musikschule und schimpfte: „Die armen Babys, die von ihren Helikopter-Eltern jetzt schon zum Singen geschleppt werden.“

Ich wage die These, dass diese missgelaunte Frau keine Mutter war. Ansonsten könnte sie unterscheiden zwischen übertriebener Frühförderung und dem berechtigten Wunsch mancher Eltern, sich einfach einen schönen Nachmittag zu machen, dem häufig redundanten Alltag mit Kleinkind eine gewisse Struktur zu geben. Mit Ehrgeiz und übertriebener Aufmerksamkeit hat das wenig zu tun, und selbst wenn: Was schadet einem Kind wohl tatsächlich: zu viel oder zu wenig Liebe?

Nun könnte man annehmen, ich sei gewiss auch eine von diesen Mamis, die pausenlos um ihren Nachwuchs her­umturnen, doch das Gegenteil ist der Fall. Ich glänze unter der Woche durch Abwesenheit. Mein Mann (und hervorragende Kita-Mitarbeiter) kümmern sich um unseren Sohn. Komme ich abends nach Hause, singen und springen die beiden zu „Happy“ von Pharrell Williams über die Sofas. Wer würde bei dieser Party nicht den ganzen Tag dabei sein wollen?

Aber die Couch und die Wohnung, in der sie steht, sie wollen bezahlt werden. Ja, das wäre ein stichhaltiges Argument für meine Abwesenheit, aber zum Märtyrer eigne ich mich leider nicht. Meine Motive sind rein egoistischer Natur: Ich gehe vor allem zur Arbeit, weil ich gerne arbeite.

Es macht mir Spaß. Sogar wenn’s stressig wird. Darf man heute zwischen all den Burn-Outern ja auch nicht mehr laut sagen.

In unserer Familie bin also nicht ich diejenige, die am Sonntag das Frühstück ans Bett und die Blumen verdient, es ist mein Mann. Worum es mir aber vor allem geht:

Bei ihm handelt es sich keineswegs um ein Einzelschicksal. Ich kenne eigentlich nur noch tolle Väter (und ich kenne einige). Papas, die Elternzeit nehmen, die beim Chef einen freien Nachmittag in der Woche heraushandeln, die bei Fieber oder Bauchweh jede Nachschicht übernehmen, die an die Vorsorgetermine denken, die salzfreie Breie kochen, die Sonnenmilch und Wechselbodys dabei haben, die mit Begeisterung „Bobo Siebenschläfer“-Geschichten vorlesen, die auf Spielplätzen Diskussionen über Schnullerentwöhnung halten und ihren Frauen auch mal ein Wochenende mit ihren Freundinnen gönnen.

Ja, liebe Super-Papis, ihr dachtet bislang vielleicht, ihr seid in der Minderheit und habt euer Tun daher bislang nicht an die große Glocke gehängt. Aber ihr seid viele, ihr seid die überwältigende Mehrheit! Euer Schaden soll es nicht sein, denn nichts ist so sexy, wie ein guter Vater zu sein.

Man nehme nur mal die regelmäßig auftauchenden Fotos von David Beckham und seiner süßen Tochter, die jedes weibliche Wesen beim Anschauen unweigerlich zum Schmelzen bringen. Der Kerl war schon als Fußballer ein Champion, aber als Papa ist Beckham ein Weltmeister. Er wischt seiner Kleinen das Erdbeereis vom Mund, während Mama Victoria die Modewelt regiert. Cooler geht’s nicht.

Der Vater von heute steht seinen Mann in puncto Kindererziehung souveräner als je zuvor. Manche Väter sind sogar die besseren Mütter, so ehrlich sollten wir Frauen sein. Und wie eigentlich ein Helikopter fliegt, das wissen sie übrigens auch.