Auch im Abstiegskampf muss man nach vorne sehen – Thomas von Heesen arbeitet mit daran, eine neue Mannschaft aufzubauen.

Das war Hochgeschwindigkeits-Fußball vom Allerfeinsten. Der FC Barcelona und teilweise auch die etwas biederen Bayern spielten oftmals ICE-Fußball – atemberaubend, technisch anspruchsvoll. Von einem solchen Tempo ist der immer noch stark abstiegsgefährdete HSV natürlich meilenweit entfernt; dennoch ist zu hoffen, dass sich die Hamburger Profis diesen Anschauungsunterricht via TV gegönnt haben. Und irgendwann, in ganz fernen Zeiten, sollen ja auch die Rothosen mal wieder einen solchen wunderbaren Fußball spielen können. Das jedenfalls ist der Wunsch nicht nur aller Fans, darauf hofft auch die Club-Führung.

Es wird zurzeit, auch wenn davon wegen des aktuellen Abstiegskampfes nicht allzu viel an die Öffentlichkeit drängt, an einer neuen HSV-Mannschaft gebastelt. Und einer derjenigen, die einst mit dem HSV 1983 an der Spitze Europas standen, hilft dabei kräftig und im Stillen und mehr aus der zweiten Reihe mit: Thomas von Heesen. Der ehemalige HSV-Kapitän, mit seiner internationalen Firma bestens vernetzt im europäischen Fußball, geht mutig voran und hofft, dass der von ihm beschrittene (und vorgeschlagene) Weg auch von den Verantwortlichen mitgegangen wird. Sein Motto: „Manchmal muss man das Risiko gehen, um am Ende trotz geringer Mittel einen großen Coup zu landen. Fakt ist: Heutzutage kommt es bei allen Entscheidungen auf Tempo an. Man muss schneller sein als alle anderen. Und wir arbeiten daran, diese Struktur zu schaffen.“

Um dieses Ziel möglichst schnell zu erreichen, trat von Heesen kürzlich aus dem HSV-Aufsichtsrat zurück. So kann er, auch wenn er persönlich diese Bezeichnung grundsätzlich ablehnt, in „beratender Funktion“ tätig sein. Er schlägt Wege vor, die ihm vorher verwehrt gewesen sind, weil die zum operativen Geschäft gehörten. Sein Credo heute: „Ich wollte meinem Verein helfen – und will es immer noch. Letztlich geht es aber darum, wo ich dem Verein am besten helfen kann.“ Jetzt kann er.

Und er hat bei „Matz ab live“ darüber etwas ausführlicher Auskunft gegeben – das Interview mit dem früheren Mittelfeldspieler ist jederzeit im Matz-ab-Blog zu sehen. Viele Fans haben bereits darauf reagiert und verliehen ihrer Freude darüber Ausdruck.

Wie der Delmenhorster Unternehmer Hans Sch., der schrieb: „Danke für das Gespräch mit Thomas von Heesen. Dieses hat gezeigt, dass der Verein doch auf dem richtigen Weg ist. Er hat sehr gut dargestellt, wie es zu laufen hat und wie es in Zukunft auch in der Verbindung mit den Weggefährten Didi Beiersdorfer und Peter Knäbel laufen soll.“ Und: „Mit diesem Interview konnten wir Fans doch erfahren, dass es in diesen Wochen nicht nur um den Abstiegskampf geht, sondern auch um die Zukunft des HSV. Die nächsten Jahre sollen uns doch eines Tages mal wieder an die Spitze führen. Da ist es beruhigend zu wissen, dass daran endlich wieder mal professionell und kompetent gearbeitet wird.“

So ist es. Und wie schön zudem, dass sich mit Thomas von Heesen ein einst erfolgreicher HSV-Profi so um den Verein, „seinen“ Verein, bemüht. Es ist ihm eine Herzensangelegenheit. Hoffentlich behält er seinen fast noch jugendlichen Schwung und kann auf diese erfrischende Art auch für etwas mehr Feuer innerhalb des HSV sorgen.

Wobei festzuhalten bleibt, dass sich der HSV im härtesten Abstiegskampf befindet und erst einmal überleben muss. Und drei Spiele in Folge wurden schon seit geraumer Zeit nicht mehr gewonnen. Zuletzt klappte das im Winter 2010/11: 2:1 gegen Mönchengladbach, 1:0 auf Schalke und 1:0 gegen Frankfurt. Und sogar vier Spiele in Folge wurden einst gewonnen – unter Trainer Bruno Labbadia. Im August und September 2009: 4:1 gegen Dortmund, 4:2 in Wolfsburg, 3:1 gegen Köln und 3:1 gegen Stuttgart. Lang ist es her.

Optimistisch macht mich trotz allem, dass es nun wieder eine HSV-Mannschaft gibt. Wie auch Verteidiger Dennis Diekmeier sagt: „Es läuft gut – so wie sich alle bei uns im Moment unterstützen.“

Im Moment. Es möge so bleiben. Heute auch gegen Freiburg.

Die HSV-Kolumne Matz ab finden Sie täglich im Internet unter www.Abendblatt.de/matz-ab.