Scheidender Hochbahnvorstand mischt bei seiner Nachfolge mit

Das, was gerade hinter den Kulissen der Hamburger Hochbahn passiert, glaubt man so ähnlich schon einmal erlebt zu haben. Knapp 20 Jahre ist das her, der Bürgermeister hieß Henning Voscherau, sein mächtiger Verkehrs­senator Eugen Wagner, einer der bekanntesten Politiker Günter Elste. Entgegen aller politischen Widerstände und Arbeitnehmer-Proteste setzte Sozialdemokrat Wagner den Sozialdemokraten und SPD-Fraktionschef Elste als neuen Chef der Hochbahn durch. So ging der wichtigste und wohl auch am höchsten dotierte Posten, den die Stadt zu vergeben hatte, an einen verdienten Genossen. Wen wunderte da der Vorwurf des roten Filzes?

Doch Elste hat in den zurückliegenden 19 Jahren seiner zu Ende gehenden Ära allen Skeptikern und Kritikern gezeigt, dass er der Richtige war. Er hat die Hochbahn modernisiert, sie zu einem Verkehrsbetrieb mit ständig wachsender – und überwiegend zufriedener – Kundschaft gemacht. Die Taktung ist enger, Busse und Bahnen sind weitgehend modern und sauber, sie fahren recht pünktlich, und das subjektive Sicherheitsgefühl ist ziemlich hoch – die Angst fährt nicht mehr mit. Zu Recht darf Elste stolz darauf sein.

Aber lässt sich daraus der Anspruch ableiten, den Nachfolger selbst auszusuchen? Ein Gehalt aufzurufen, das sich an dem des erfolgreichen und berufserfahrenen Elste orientiert, statt an dem eines Einsteigers? Dies erinnert mehr an ein patriarchalisch geführtes Familienunternehmen als an eine Firma, die dem Land gehört. So scheint sich Geschichte zu wiederholen: Wer mag es Kritikern verdenken, die Eignung des Wunschkandidaten anzuzweifeln? Ist die Leitung eines Post- und Paketdienstes Ausweis einer Befähigung, auch die Hochbahn weiterzuentwickeln – nur weil Elste gezeigt hat, dass man nicht vom Fach sein muss? Der mögliche Nachfolger war Mitglied der SPD, sein Vater sozialdemokratischer Senator.

Ist das schon roter Filz? Nein, bei weitem nicht. Aber ein fader Beigeschmack haftet dem Verfahren an, solange der Eigentümer der Hochbahn nicht öffentlich macht, warum er den unerfahrenen Bewerber den erfahrenen vorziehen will.