Die goldenen Jahre der Stromversorger sind vorbei.

Die großen Energieunternehmen Vattenfall, RWE, EnBW oder E.on verhalten sich so, als seien sie von den Bemühungen zur Energiewende überrascht worden. Bestraft werden sie deshalb mit Gewinneinbrüchen, da wegen der zahlreichen neuen Wind- und Solarkraftwerke der Strompreis an den Börsen gesunken ist. Die Branche muss jetzt mehrere Milliarden Euro einsparen, um künftig weiter wachsen zu können. Keine Frage: Die großen Dinosaurier, wie die Stromkonzerne manchmal genannt werden, befinden sich in der Krise. Dass in diesem Zusammenhang der Wunsch nach einem Stellenabbau geäußert wird, ist nachvollziehbar. Aber es drängt sich der Gedanke auf, dass ein Abbau von Arbeitsplätzen als einziges Mittel für eine Sanierung gesehen wird. Und das ist einfallslos. Nicht die Mitarbeiter, sondern die Strategen an der Spitze der Konzerne haben versagt.

Betroffen wird auch Vattenfall in Hamburg sein. 1000 Stellen will die schwedische Mutter im eigenen Land, in den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland abbauen. Noch wissen die Mitarbeiter nicht, wer gehen muss. Sie können nur hoffen, dass sie bleiben dürfen.

Vieles läuft schief in der Strombranche. Während die großen Anbieter über Jahre auf riesige Energieerzeugungsanlagen wie etwa das Moorburger Kraftwerk von Vattenfall gesetzt haben, sind kleinere Firmen wie Lichtblick auf einen innovativen Zug gesprungen. Sie setzten auf kleine Blockheizkraftwerke, die jeder Eigenheim- oder Mehrfamilienhausbesitzer sich in den Keller stellen kann, um so seinen Strom teilweise selbst zu produzieren. Andere Verbraucher lassen sich Solarmodule aufs Dach schrauben, um von den Konzernen unabhängiger zu sein.

Vattenfall in Hamburg wurde das „Herz“ herausgerissen, als der Konzern eine Volksabstimmung verlor und sein Stromnetz an die Stadt abgeben musste. Ohne Netz wurde Vattenfall zum einfachen Stromverkäufer. Doch Niederlagen können auch zu einem Neuanfang führen. Das Thema dezentrale Stromversorgung ist ein weites Feld, das Vattenfall zwar schon bearbeitet, aber ausbauen kann. Es gibt viele Chancen. Im Bereich Windkraft hat der Konzern seine Nase schon vorn.