Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne – aber dann geht’s um Geld
Auf einen gemeinsamen Nenner sind die Präsidenten der Hamburger Hochschulen mit der bisherigen Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) zuletzt immer seltener gekommen, beide Seiten schienen seltsam ineinander verkantet. Nach dem Antritt des rot-grünen Senats setzen die acht Hochschulpräsidenten in der Wissenschaftspolitik jetzt auf einen Neustart. Sie hoffen mit gutem Grund auf die Dialogfähigkeit und Kompetenz der neuen Senatorin Katharina Fegebank und ihrer Staatsrätin Eva Gümbel (beide Grüne), mit denen sie sich zumindest in Oppositionszeiten inhaltlich in vielem einig waren.
Allerdings fordern die Präsidenten auch mehr Geld, sehr viel mehr Geld — und da könnte der Flirt mit der neuen Ressortchefin ein schnelles Ende finden. Eine Aufstockung der Finanzmittel um 25 Prozent, wie die Landeshochschulkonferenz sie für nötig hält, würde ein Plus von rund 160 Millionen Euro bedeuten, jährlich wohlgemerkt. Dass diese Forderung unrealistisch ist, werden die Präsidenten selbst wissen; nicht ohne Grund rundeten sie den Betrag gestern auf 100 Millionen ab. Sie dürften bei ihrem selbstbewussten Auftritt eher nach dem Motto vorgegangen sein: Wer viel fordert, bekommt am Ende zumindest einen Teil. Den Widerspruch zwischen der Behauptung, die Hochschulen seien schon jetzt unangefochten leistungsfähig, und dem Klagen, man stehe angesichts der Sparrunde am Rande der Funktionsfähigkeit, konnten sie, nebenbei bemerkt, auch gestern nicht auflösen.
Die Grünen selbst hatten im Wahlkampf 30 Millionen Euro mehr pro Jahr für die Wissenschaft gefordert; bekommen haben sie acht Millionen Euro. Das Geld werden die Präsidenten möglichst in Gänze für sich reklamieren, um ihre Stellen zu finanzieren und Fakultäten auszustatten. Fegebank hat aber bereits klargestellt, dass sie keineswegs gewillt ist, das Geld mit der Gießkanne über die Hochschulen zu schütten. Sie muss die knappen Mittel nutzen, um die Leistungsfähigkeit des Wissenschaftsstandortes insgesamt geschickt zu mehren und zugleich wissenschaftspolitische Akzente zu setzen — keine leichte Aufgabe. Der Zauber des Anfangs dürfte schnell der Ernüchterung weichen.