Dr. Müller-Wohlfahrt hat dem FC Bayern den Rücken gekehrt. Es war nicht das erste Beben zwischen dem Verein und dem Arzt, dem die Sportler vertrauen.

Wenn Dr. Müller-Wohlfahrt mit wehendem Haar über das Spielfeld zu maladen Stars sprintet, wirkt es stets so, als bade er jeden Morgen im selbstgebauten Jungbrunnen. Auch deshalb kann es der 72-Jährige in Sachen Bekanntheitsgrad mit fast jedem Bundesligatrainer aufnehmen. Kein Wunder also, dass der überraschende Abgang des bekanntesten deutschen Sportmediziners vom Rekordmeister bundesweit Schlagzeilen produziert.

Vor sieben Jahren sorgte schon einmal ein Konflikt zwischen dem Mediziner und einem Bayern-Cheftrainer für ein mediales Beben. Damals zoffte sich Jürgen Klinsmann mit Müller-Wohlfahrt. Der quittierte vorübergehend den Dienst. Klinsmann-Vertraute sind heute noch überzeugt, dass dieser Streit das Ende seines Engagements bei den Bayern beschleunigte – der Vereinsarzt sei einfach zu mächtig.

Dieser Fall liegt indes anders, da sich Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Streit zwischen Müller-Wohlfahrt und Pep Guardiola auf die Seite des Trainers geschlagen hat. Dennoch ist der Arzt mitnichten isoliert. Wer seit 40 Jahren mit großem Erfolg Weltstars therapiert, hat einflussreiche und dankbare Freunde, unter ihnen auch Wolfgang Niersbach. Der DFB-Präsident erzählt gern die Geschichte, wie der Verband bei der WM 1990 Müller-Wohlfahrt eigens einfliegen ließ, um die Stars in einer Geheimmission zu behandeln. Dieser Konflikt wird die Bayern lange beschäftigen. Der „FC Hollywood“, einst von Uli Hoeneß ersonnen, ist zurück.