Kiels weltweite Bekanntheit als Segelrevier soll siegen helfen

Mit der Nominierung Kiels als Segelstandort hat die Hamburger Olympiabewerbung für die Sommerspiele 2024 oder 2028 Rückenwind erhalten. Die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt verleiht der Kampagne sportpolitisch jenen zusätzlichen Schuss internationaler Bekanntheit und Akzeptanz, an der es Hamburg noch ein wenig mangelt.

Es war dann auch hauptsächlich dieses Argument, das bei der Wahl zwischen Rostock-Warnemünde, Lübeck-Travemünde, Außenseiter Cuxhaven und eben Kiel für die eingesetzte Kommission und das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) den Ausschlag gab: Jeder Spitzensegler der Welt kennt die Kieler Woche. Die Stadt muss niemandem im Internationalen Olympischen Komitee erklärt werden – Hamburg wahrscheinlich schon.

Dass olympische Regatten bereits zweimal an der Förde ausgetragen wurden, hilft zudem, die schwierige olympische Vergangenheit dieses Landes aufzuarbeiten: die von den Nationalsozialisten zur Propaganda missbrauchten Spiele 1936 in Berlin und die von palästinensischen Terroristen benutzten Spiele 1972 in München. „Deutschland hat an Olympia noch etwas gutzumachen“, so DOSB-Präsident Alfons Hörmann bei der Nominierung Hamburgs am 21. März in der Frankfurter Paulskirche. Mit Kiel kann dieser Gedanke aktiv aufgenommen und aufgearbeitet werden – insofern eine gute Wahl.

Hätten allein fachliche Kriterien eine Rolle gespielt, wäre wohl Rostock-Warnemünde zum Zuge gekommen – trotz größerer Distanz zu Hamburg. Bereits 2003 hatte sich das Nationale Olympische Komitee im ersten Wahlgang für Warnemünde entschieden, als es in der nationalen Ausscheidung um das Segelrevier für die Bewerbung um die Sommerspiele 2012 ging.

Der Zuschlag für Kiel ist daher auch mit dem Auftrag verbunden, die örtlichen Rahmenbedingungen wieder höchsten internationalen Anforderungen anzupassen und Einrichtungen wie den Olympiastützpunkt auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Nur dann kann Kiel Hamburg helfen, die Olympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 nach Deutschland zu holen.