Die neue Islam-Abteilung im Museum für Kunst und Gewerbe
Wer seine Vorurteile pflegen möchte, der dürfte mit der neu gestalteten Islam-Abteilung, die das Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) am Sonntag eröffnet, in mehrfacher Hinsicht Probleme haben. Einerseits beschränkt sich das MKG nicht darauf, wie das früher in Museen für angewandte Kunst oft üblich war, schöne Objekte in schöne Vitrinen zu stellen, sondern versucht einmal mehr, über die ästhetische und kunsthistorische Dimension hinaus ein kulturgeschichtliches Thema umfassend darzustellen und einem breiten Publikum verständlich zu erklären.
Und andererseits entspricht das Bild des Islam, das das Museum auf der jetzt verdoppelten Ausstellungsfläche präsentiert, ganz und gar nicht der Vorstellung jener zerstörerischen und von Verboten dominierten Religion, die uns angesichts der Nachrichten vom mörderischen Treiben der Islamisten in Syrien und anderswo vor Augen steht.
Mit kostbaren Objekten, die teilweise schon von Gründungsdirektor Justus Brinckmann gesammelt wurden, aber auch mit aktuellen Werken von Künstlern aus dem Libanon oder dem Iran führt die Schau das faszinierende Panorama einer zwar religiös geprägten, aber enorm vielfältigen und lange Zeit erstaunlich toleranten Kultur vor Augen.
Die Islamisten, die selbst innerhalb ihrer Religion nur die eigene, engstirnige und fundamentalistische Auslegung gelten lassen, werden auch mit diesem Blick auf die reiche und inspirierende Kulturgeschichte nicht zu überzeugen sein. Aber in der aktuellen politischen Auseinandersetzung, in der häufig allzu pauschale Urteile gefällt werden, ist eine solche Ausstellung hilfreich, denn sie beschneidet den Fanatikern die Deutungshoheit, die ihnen gerade von den Islamkritikern oft leichtfertig überlassen wird.
Der Islam ist eben nicht schon seinem Wesen nach intolerant, sondern hat eine Kultur hervorgebracht, die viele Jahrhunderte lang auf Austausch, Partizipation, Wissenstransfer und Verständigung angelegt war. Wenn das MKG jetzt daran erinnert, kann sich manches Urteil als Irrtum erweisen – durchaus auch bei muslimischen Besuchern, denen die Ausstellung ausdrücklich empfohlen sei.