Den Wechsel von Werder Bremens Sturmhoffnung Davie Selke kommentiert Andreas Hardt

Okay, 1. April, das haben wir verstanden. Doch nicht mit uns. Thorsten Fink neuer Trainer beim FC St. Pauli! Ha! Und dann: Davie Selke wechselt von Werder Bremen zum Zweitligisten RB Leipzig, für acht Millionen. Ein 20-Jähriger mit 26 Bundesligaspielen. Für acht Millionen. Guter Scherz.

Oder etwa nicht? Der kann doch nicht? Unglaublich! Dann kam RB Leipzig mit einer offiziellen Mitteilung und erklärt den Selke-Einkauf bis 2020 in blumigen Worten. RB macht ernst, RB will nach oben, RB bestätigt all die Sorgen, die viele Fans hegen. Es ist nackte Geldmacht-Politik. Kohle verleiht Flügel. Der Retortenclub ist so fürchterlich wie unaufhaltsam.

Der umworbene U19-Europameister hatte erst im September bis 2018 bei Werder verlängert. „Für mich war von Anfang an klar, dass ich hierbleiben möchte“, sagte er damals. Inzwischen hat er es zum Stammspieler geschafft. Die Nase wächst, die Beine werden kürzer – und auch Werder hat seinen Fall Hakan Calhanoglu.

Aus Paris kam auch am 1. April passenderweise die Meldung, das Scheich-gepimperte PSG sei an Marco Reus interessiert, der kürzlich seine Arbeitspapiere in Dortmund verlängert hatte. Doch das ist eben völlig ohne Belang. Es erwachsen aus Verträgen keinerlei Verpflichtungen mehr außer der, möglichst viel Geld für sich herauszuholen. Für all die Calhanoglus und Selkes da draußen, klar. Aber auch für die abgebenden Clubs, die den Verlust der Planungssicherheit mit Ablösesummen kompensiert bekommen.

Nur die Fans verstehen dieses Kannibalisieren immer weniger. Sie sind enttäuscht, wütend, sie fühlen sich zunehmend verschaukelt. Identifikation mit Spielern lohnt sich nicht, denn morgen sind sie eh weg. Eine gute Jugendarbeit, Entwicklung einer Mannschaft, Geduld und dann Erfolge. Wie früher beim Sport. Das wär’s doch!

Guter Scherz, ist schon klar.