Es sind bedrohliche Signale, die aus dem Hamburger Otto-Konzern zu vernehmen sind. Erstmals in seiner Geschichte könnte der Versandhandels- und Onlinekonzern einen Verlust ausweisen. Dass der Gewinn vor Steuern im vergangenen Geschäftsjahr empfindlich eingebrochen ist und der Umsatz fast stagniert, steht schon fest.
Die Krise des einstigen Vorzeigeunternehmens hat dabei nur vordergründig mit äußeren Faktoren wie der Russland-Krise und damit verbundenen Währungsturbulenzen zu tun. Sicher, die Umsatzrückgänge und Verluste im einstigen Wachstumsmarkt haben Otto schwer getroffen und waren nur bedingt vorherzusehen.
Doch die Probleme des weltweit zweitgrößten Onlinehändlers reichen tiefer. So taugt der Internethandel angesichts der starken Konkurrenz durch Amazon, Zalando und Co. nur noch bedingt als Wachstumsmotor. Gerade im immens wichtigen Modegeschäft scheint Otto nur schwer ein Rezept zu finden, um den aggressiven Konkurrenten Paroli zu bieten.
Vor diesem Hintergrund ist es richtig, dass der Vorstand mit mehr und nicht etwa mit weniger Investitionen auf die Krise reagiert. Nur innovative Geschäftsmodelle wie das von Gründerenkel Benjamin Otto verantwortete Projekt Collins können dafür sorgen, dass der Konzern zum Erfolg zurückfindet. Allerdings müssen die Gelder konsequent für die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit eingesetzt werden und dürfen nicht in zahlreichen Randprojekten versickern.